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#443 [de] 

Der alte Zorai

Als nächstes bat der Weise Supplice einen alten Zorai, vorzutreten, und fragte, ob jemand sich mit diesem Besucher unterhalten wolle. Der scheinbar über die Angelegenheit informierte Erleuchtete Rikutatis erklärte, daß man den Alten anhören solle, denn dessen Dorf wäre von Banditen überfallen worden.

Der "arme einsame alte Homin" wirkte verlegen, und wurde von Initiat Ky Ta-Ro aufgefordert, in die Mitte zu kommen. Der Alte dankte und grüßte darauf stotternd im Dialekt von Jen-Lai, und wurde in demselben Dialekt von Ky Ta-Ro beruhigt, daß er sich unter Zorai in Sicherheit befände.

Sodann begann der alte Zorai zu erzählen, daß er in einem "Dorf" im Osten von Zora gelebt hätte. Das Dorf wäre am Abend von Homins überfallen worden. Diese hätten den Bewohnern alles weggenommen, sie aber nicht verletzt. So seien diese weggelaufen, inzwischen hätten sie auch jeweils irgendwo Arbeit gefunden. Der Alte betonte, daß er nicht wisse, wer diese Banditen genau waren.

Der Erleuchtete Rikutatis erfragte daher eine Beschreibung der Banditen. Der alte Zorai setzte uns ins Bild darüber, daß die Banditen Mitglieder aus allen Rassen umfaßten, unterschiedliche Arten von Kleidung trugen, und sie seien alle auf Mektoubs geritten. Einer der Bewohner hätte einen Brief am Boden gefunden, nachdem sie (die Banditen?) gegangen waren. Der Alte hätte den Brief aber nicht gelesen, denn er sei nicht der Finder gewesen.

Initiat Ky Ta-Ro wollte wissen, wer den Brief jetzt hätte und wer über den Inhalt berichten könne. Auch der Erleuchtete Rikutatis bat um Auskunft darüber, wer oder wo der Brief jetzt sei. Der Alte erwiderte, er könne nach der Person suchen. Er glaubte, sie müßte sich in Min-Cho aufhalten. Er könne, so sagte er, den Brief von der Person holen und ihn dann dem Weisen Supplice überbringen, wenn der Brief wichtig sei.

Auf weitere Nachfragen führte der alte Zorai noch aus, daß sich einige Bewohner zu verteidigen versucht hätten, aber die Banditen zu stark gewesen seien. Die Angreifer hätten schon auch etwas gesagt - nämlich Befehle erteilt, ihre Mektoubs außerhalb des Dorfes zu "parken". Und die Bewohner wären etwas weiter weg geschickt worden, in eine gewisse Entfernung zu den Banditen.

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#444 [de] 

Der Erleuchtete Rikutatis erbat die Erlaubnis des Weisen, sofort mit ein paar Wachen zu dem Dorf zu reiten, um Hinweise zu finden, bevor sie verschwänden. Der Weise Supplice gewährte ihm das, und Rikutatis eilte sogleich mit seiner Gildenkollegin Dounhoja davon.

Zu diesem Zeitpunkt wurde das erste Mal erwähnt, daß Rikutatis ein Erleuchteter war. Er hatte in der Sitzung nur sein Abzeichen als dynastischer Schreiber getragen. Ich erkundigte mich, wer denn außer Rikutatis noch in Min-Cho Erleuchteter geworden sei. Sygmus vielleicht?

Zum zweiten Mal erhielt ich auf eine Frage keine Antwort. Nicht, daß mich das jetzt noch groß überrascht hätte. Aber die wiederholte Mißachtung durch unsere spirituelle Führung stimmte mich trotzdem zunehmend niedergeschlagener.

Der Weise Supplice fragte stattdessen den alten Zorai, was dieser nun benötige - eine Wohnung, Essen, Arbeit, Freunde? Der Alte wirkte zuerst zu eingeschüchtert, um dem Weisen zu antworten. Dann meinte Initiat Ky Ta-Ro, daß er glaube, daß die Kreise Flüchtlingen Essen, eine Bleibe und einen Job geben müßten, bis die Banditen gefunden werden konnten. Nahual erinnerte in diesem Zusammenhang an die saisonale Ausrüstungs-Aktion in Jen-Lai, die es früher gegeben hatte. Ob sie noch fortgesetzt oder wiederaufgenommen wird, erwähnte Nahual nicht.

Der Weise Supplice entschied, daß er es den Kreisen überlassen werde, den alten Zorai zu umsorgen. Ky Ta-Ro versprach dem Alten, daß man sich um ihn kümmern werde, daß der alte Zorai aber seinerseits den Brief besorgen müsse. Der Weise stimmte dem zu und deutete an, daß die Kami ihm zuflüstern würden, daß dieser Brief wichtig sei. Initiat Ky Ta-Ro verabschiedete den alten Zorai und erwähnte, daß er für Rücksprachen den Weisen Supplice kontaktieren solle.

Dounhoja kehrte ohne den Erleuchteten Rikutatis zurück und schaute zornig drein. Sie spielte mit ihrem Plüsch-Yubo, ohne etwas zu sagen; aber der Weise sprach sie nicht auf ihre Erlebnisse an, und auf meine fragenden Blicke reagierte sie nicht, sodaß ich lieber nicht unhöflich nachbohren wollte.

Zuletzt geändert von Zhoi (vor 10 Jahren)

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#445 [de] 

Die Banner von Zora

Stattdessen lenkte der Weise Supplice unsere Aufmerksamkeit jetzt auf die Tatsache, daß der Große Weise Mabreka Cho vor einiger Zeit dazu aufgefordert hatte, daß die Erleuchteten und Initiaten zusammenkommen und über neue Banner für Zora nachdenken sollten. Der Weise fragte uns, ob der Baum der Reflektion inzwischen Früchte getragen hatte?

Nach einer kurzen Schweigepause der Anwesenden unterbreitete ich den Vorschlag, das schöne Symbol unseres Volkes zu verwenden; den Bernstein, der wie eine Sonne geformt ist, mit dem Kipesta darin. (Was in Rikutatis' Protokoll später lapidar mit "niemand hatte einen soliden Vorschlag" abgekanzelt wurde.) Ich fügte aber hinzu, daß so ein Bernstein mit einem kleinen Kipesta auch in der Kami-Oase zu finden ist. (Es steht also zu vermuten, daß sich das Zorai-Symbol direkt auf die Kami beziehen könnte.)

Initiat Nahual wollte als Alternativvorschlag lieber eine "Erinnerung an Zoran, unsere alte Hauptstadt". Was das genau sein mochte, beschrieb er leider nicht. Das Bernstein-Symbol allerdings erschien ihm nicht spezifisch genug für Zora, da es ein Symbol für unser ganzes Volk sei. Was mir wiederum für die Hauptstadt genau richtig passend vorkam, da wir ja wohl auch noch für die kleineren Städte jeweils eigene Banner entwerfen würden - und ich argumentierte, daß wir in Zora doch die nationalen Versammlungen abhalten; sowie, daß der Rat der Alten und auch der Große Weise in unserer Hauptstadt leben würden.

Nahual zeigte auf die Banner und führte an, daß wir ohnehin bereits Banner für unsere Nation hätten. Die, wie ich ergänzte, allerdings in jeder Stadt dieselbe Aufschrift tragen, nur in unterschiedlichen Farben; also nichts Besonderes. (Und sollten nicht eben gerade diese Banner nun auf Wunsch des Großen Weisen ersetzt werden?) Der Weise Supplice bestätigte, daß nun jede Bernsteinstadt ihr eigenes Banner bekommen solle. In diesem Fall, meinte Nahual, sollte das Banner für Zora die Gegenwart der Großen Maske und der (bzw. des anwesenden?) Weisen anzeigen.

Ich versuchte von Nahual zu ermitteln, wie er die Weisen denn symbolisieren wolle; etwa mit einem kleinen Baum, der die Insignie unseres Großen Weisen ist? Das mißfiel Nahual jedoch, weil ein Bäumchen seiner Ansicht nach einem matisianischen Symbol zu sehr ähnle. Zu den aktuellen Bannern fügte ich zudem noch ein bißchen Wissenswertes hinzu; nämlich daß die (eckigen) Aufschriften auf den Bannern in allen Bernsteinstädten den Piktogramm-Gelehrten zufolge besagen: "Trotz der Vielfalt an dem Platz, wo sich Homins versammeln, soll/te der Geist (bzw. "die Spiritualität") allzeit obwalten".

Der Weise Supplice schlug vor, die Überlegungen zur Bannergestaltung bis zur nächsten Sitzung zu vertagen, und riet uns, bis dahin weiter darüber nachzudenken. Ich bezweifle, daß er meinen Vorschlag überhaupt gehört hat; geschweigedenn, daß dieser Vorschlag je wieder in den Kreisen in Betracht gezogen werden wird. Unter Garantie wird er genauso wie Luft behandelt werden wie ich selbst.

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#446 [de] 

Das Orakel

Als letztes Thema sprach der Weise nunmehr an, daß wir mit dem Orakel von Min-Cho reden sollten, welches sich als anwesende weibliche Zorai unter dem Namen "Tear of Serenity" (Träne der Gelassenheit) entpuppte. Der Weise Supplice lud das Orakel ein, sich zu äußern. Dieses musterte den Weisen und den Rest der Versammlung, bevor es uns als Eröffnung hinwarf, daß es keinen Kreis sähe, sondern nur einen Halbkreis, wenn überhaupt.

Die provokanten Worte riefen bei einigen Anwesenden augenblicklich Unmut hervor. Das Orakel begnügte sich aber nicht damit, sondern führte weiters aus, daß es die Zorai sähe, noch immer rundherum wandernd; in Kreisen. Dann berief sich das Orakel darauf, daß nach ihm gesucht worden wäre, und daß es zu einem Thema in der Großen Versammlung gemacht worden wäre; so wäre es nun hier.

Das Orakel stellte die Behauptung auf, uns die Wahrheit zu bringen. Es fragte uns, ob wir "noch immer" die Wahrheit sehen könnten, oder ob die Zorai "noch immer" schlafen würden. Dann rückte es mit etwas nützlicheren Informationen heraus: "Die Kinder des Goo werden etwas nehmen, was den Zorai lieb ist. Das habe ich gesehen.". Meine Frage, ob das tatsächlich "etwas" oder vielmehr "jemand" sei, wollte das Orakel nicht klären, es lächelte lediglich dazu.

Stattdessen orakelte die "Träne" weiter: "Ich habe außerdem eine verletzte mythische Bestie gesehen. Sie wird toben und in den verdorrenden Landen Zerstörung verursachen. Filira Salazar Caradini fragte prüfend, woher das Orakel seine Fähigkeiten hätte, wenn es sich darob Orakel oder Seher nenne. Die Zorai gab zur Antwort, daß seine Fähigkeiten von dem herkämen, was der Fragende (oder sein Volk?) verwerfen, verleugnen würde.

Als Filira Caradini nachbohrte, warum das Kommen des Orakels dann nicht dem Großen Weisen angekündigt worden war (wobei wir nicht wissen können, ob das nicht vielleicht durchaus geschah), gab sich das Orakel hochtrabend, daß "Wahrheit" keine Ankündigung brauche. Sie komme einfach. Es gäbe zudem, so stellte die Träne es als Fakt dar; "keine Möglichkeit. Nur Vorherbestimmung".

Das regte Initiat Nahual auf. Noch nie habe ich diesen Zorai so viel reden hören wie nach diesen Worten. Er wehrte ab, daß das Orakel die Wahrheit nicht "wisse", wenn es bloß deklamiere. Die Aussage über nicht vorhandene (Wahl-)Möglichkeiten lehnte er aber ganz besonders entschieden ab. Ihm sei beigebracht worden, daß es mehrere Pfade zur Erleuchtung gäbe, nicht nur eine Wahrheit. Denn das sei ein Fyros-Konzept, nicht für Zorai. Zudem hatte Nahual schon bezüglich des Halbkreises bemängelt, daß ein Orakel sich nicht von materiellen Dingen (wie den Anblick der im Halbkreis Sitzenden) blenden lassen sollte.

Ich versuchte es mit einem Kompromiß: "Einige Dinge können nicht vermieden werden. Wie zum Beispiel der Tod. Andere schon. Wie zum Beispiel Halbkreise...". Das Orakel erklärte: "Aber ich habe gesehen. Ich habe die Vorfahren der Zorai sich erheben und gegen die Theokratie marschieren gesehen.".

Initiat Nahual insistierte, auch wenn das Orakel recht habe damit, was passieren würde, könne er selbst dem Weg des Orakel nicht folgen, sondern nur seinem eigenen. Das Orakel lächelte ihn an. Es behauptete, daß Nahual keine Alternative hätte. Vom Moment seiner Geburt an sei Nahual dem Weg des Orakels gefolgt, denn der Weg des Orakels sei der wahre Pfad der Unendlichkeit.

Initiat Ky Ta-Ro grübelte: "Zorai-Vorfahren, gegen die Theokratie, das bin ich. Vor-Ma-Duk, die Wahrheit von Fun Tung und so." Mir hingegen fiel ein, daß einige Meister des Goo früher große Zorai-Generäle waren. "Andere munkeln, daß die Gibads... aber das ist eine lächerliche Theorie", fand ich. Ky Ta-Ro konstatierte: "Die Gibads sind freundlich.". "Und weise" bekräftigte ich aus Erfahrung; "sie würden eher mit uns reden." Filira Salazar Caradini bestand aber dennoch auf die wilden Gibbai als - in seinen Augen - denkbare "Vorfahren" der Zorai.

Als nächstes stellte Filira Caradini der Träne die Frage, ob die Prophezeiungen des Orakels auf die verdorrenden Lande beschränkt seien, oder auf die Anhänger von Ma-Duk, also auch die Fyros? Oder erstreckten sie sich auch bis zu den anderen Ländern? Als Historiker wolle er das wissen. Die Zorai wollte darauf allerdings lediglich nun ihrerseits eine Antwort: "Ist die Wahrheit auf eine Rasse, eine Nation, ein Stück Land beschränkt?"

Filira Caradini verneinte; doch was das Orakel gesagt hatte, schien ihm ziemlich "lokal" zu sein. Die Träne stimmte der Möglichkeit zu, eines Tages die Grünen Anhöhen zu besuchen, da der Filira so begierig erscheine, die Wahrheit flüchtig zu erblicken. Filira Caradini erwiderte, daß er sich in dem Fall auf den Besuch freue.

Zuletzt geändert von Zhoi (vor 10 Jahren)

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#447 [de] 

Nahual beschäftigte das Thema aber weiter; und er wiederholte, daß er nicht dem Pfad des Orakels folgen könne. Denn das würde bedeuten, daß alles, was falsch sei - der Schwarm, das Goo, - von Ma-Duk gewollt wäre. Und das könne er nicht glauben. Homins hätten auch ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Keine (eine) Wahrheit. Nur mehrere Arten, die Welt zu sehen. Er wisse nicht, was das Orakel wolle, wohin es ihn führen wolle.

Über all diese Fragen hielt er dann mit der Träne noch eine Zeitlang Zwiesprache. Die beiden philosophierten ausführlich über die angeschnittenen Themen, ohne daß schlußendlich einer von ihnen von seinem jeweiligen Standpunkt auch nur einen Millimeter abrückte.

Ich wollte die Sache lieber praktischer angehen. Wer oder was war in Gefahr oder könnte es sein? Wer oder was ist uns Zorai lieb? Für mich der Große Weise natürlich, und die Kami... Ich fragte den Weisen Supplice, ob der Große Weise, der verehrte Mabreka Cho, gesund sei, oder ob Supplice das denn wisse.

Leider bekam ich auch dieses Mal vom Weisen nur Schweigen zur Antwort. Ich schätzte das mittlerweile nur noch als überraschungslose Fortsetzung der Ablehnung ein, die mir am heutigen Tag ja schon mehrfach entgegengeschlagen war. Leider war die dadurch entstandene Belastung für mich schon körperlich spürbar.

Ky Ta-Ro sinnierte darüber, daß er an Jena als den Großen Kami glaube, wie unsere Vorfahren. Für ihn sei Mabreka eine Lüge der Cho-Dynastie (Anmerkung: es ist nicht sicher, ob dieser Satz durch die Übersetzung in seiner Bedeutung verfälscht wurde), um seine Autorität auszuüben. Er - Ky Ta-Ro - proklamierte jedenfalls, daß er für das Zorai-Volk kämpfe, aber nicht für die Theokratie, dennoch sei auch für ihn die Erleuchtung das Ziel. Ich äußerte dazu, daß die meisten Kami-Jenaisten eigentlich normalerweise Mabreka Cho als den Großen Weisen respektieren.

Auf Ky Ta-Ros Selbstgespräch reagierte der Weise Supplice sogleich, ganz anders als auf meine direkt an den Weisen gerichtete Frage. Der Weise klärte Ky Ta-Ro darüber auf, daß der Große Weise Mabreka Cho sich - Ma-Duk oder nicht - als Oberhaupt aller Kamisten sehe. Ich hängte die Information daran, daß es die Große Maske Mabreka Cho war, die den Kami-Jenaismus höchstpersönlich als offizielle Kami-Religion in den verdorrenden Landen erlaubt hat.

Das Orakel verabschiedete sich inzwischen nach seinem Dialog mit Nahual unter dem Fallenlassen von ein paar weiteren mehrdeutigen Worten; nämlich, daß wir Zorai und unsere Freunde, glauben könnten oder nicht, was keinen Unterschied mache. Die Wahrheit würde kommen. Dem letzteren stimmte sogar Filira Caradini zu, da es sich ja um eine zwar philosophische, aber unleugbare Tatsache handelt.

Bald waren einige von uns dabei, zu versuchen, die Warnung des Orakels zu entschlüsseln. Ich dachte darüber laut nach, daß die Träne vielleicht einen Anschlag gesehen haben könnte, wie er schon einmal gegen den Weisen Supplice versucht worden war, weswegen wir unsere Städte gegen Attacken der Goo-Stämme und unsere spirituellen Führer vor Mordanschlägen schützen sollten. Filira Caradini warnte außerdem noch zusätzlich vor dieser Zorai selbst, die sich eine Macht-Position zuschreibt, welche selbst die der Zorai-Anführer übersteigt.

Doch der Weise Supplice interessierte sich überhaupt nicht für die Aufforderungen, uns gegen die Goo-Stämme zu sichern und die Weisen, vor allem unseren höchsten spirituellen Führer, unter speziellen Schutz zu stellen. Er ging lieber stattdessen auf die Worte Ky Ta-Ros ein, der gerade erklärte, daß er bald ein Erleuchteter werden wolle, wenn es sich wirklich so verhielte, daß "Mabreka" das Oberhaupt aller Kamisten sei.

Der Weise versprach Ky Ta-Ro auf seine Absichtserklärung hin, daß er den Weisen Sens (Gangi Cheng-Ho) bezüglich der Erleuchtetenprüfung informieren würde. Zur Erinnerung: Ky Ta-Ro war der Initiat, der meinen Aufruf zu Höflichkeit respektlos ignoriert und die Matis-Gäste während der Sitzung offen beleidigt hatte. Er hatte zudem klargestellt, nicht für die Theokratie, sondern fürs Volk zu kämpfen, und es erscheint trotz möglicher Übersetzungsfehler leider sehr denkbar, daß er die Autorität des Großen Weisen Mabreka Cho nicht anerkennt...

Hernach schloß der Weise ohne weiteren Kommentar die Sitzung abrupt wegen der späten Stunde; mit der Ankündigung, daß die übriggebliebenen Themen in einer baldigen Folgesitzung besprochen würden. Für mich stand nun fest, daß meine Worte nach meiner längeren Abwesenheit in den Kreisen mehr als nur eindeutig mißliebig geworden waren, nämlich noch schlimmer: gar nicht mehr existent.

Ich verabschiedete mich vom Weisen mit der Offenlegung, daß ich nicht sicher bin, noch weitere dieser Sitzungen zu besuchen, da ich mich unerwünscht fühle. Hier würde ich eindeutig nicht gebraucht. Ich war, so explizierte ich, mit der Absicht Politikerin geworden, um der Theokratie dem Licht entgegenstreben zu helfen, aber das ist ja zweifelsfrei unmöglich, wie es aussieht.

Der Weise versuchte mich zwar noch kurz umzustimmen, indem er behauptete, daß ich so wichtig sei wie alle Äste für einen Baum, aber Nahual äußerte im Hintergrund lediglich sein Unverständnis, und andere Anwesende interessierte das alles ohnehin nicht. Das Protokoll des Erleuchteten Rikutatis über die Vorgänge in dieser Sitzung und die Art, wie er mich darin darstellt, gab schließlich den Ausschlag für mich, den Rücktritt von allen nationalen Positionen zu erklären und mich in die regionale Politik zurückzuziehen.
http://app.ryzom.com/app_forum/index.php?page=topic/view/22326/1# 1

Zuletzt geändert von Zhoi (vor 10 Jahren)

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#448 [de] 

Kleiner Nachtrag: es sind jetzt mehrere Atys-Jahre ins Land gegangen, seit am 6. Harvestor im 1. Atys-Zyklus 2582 (OOC: 21. Februar 2015) der Weise Supplice erwähnt hatte, dass die Weisen vielleicht noch persönlich mit mir über die Botschaftertätigkeit sprechen wollten.

Leider bin ich seither kein einziges Mal diesbezüglich kontaktiert worden; weder von den Weisen der Zorai, noch von Erleuchteten, weder persönlich, als wir uns während interessanter Ereignisse über den Weg gelaufen sind, noch schriftlich per Izam oder über Aushänge.

Für alle Fälle möchte ich daher explizit erwähnen, daß ich nach wie vor noch immer schriftlich erreichbar bin, und dafür gesorgt habe, daß mir interessante Neuigkeiten aus den Aushängen von meinen Freunden, die in Hoi-Cho leben, per Izam regelmäßig an den entlegenden Ort nachgesandt werden, den ich mir für meine Meditation ausgesucht habe.

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#449 [de] 

Viel Zeit ist seit dem letzten Eintrag ins Land gegangen... Meine unfreiwillige Abwesenheitsphase war ja schnell vorüber, aber in all der Zeit hat noch immer keine lokale Sitzung für Hoï-Cho stattgefunden, und auch der Brunnenbau im großen Buschland stagniert völlig.

Die letzte Gesamt-Kreissitzung in Zora fand am 6. Germinally im 1. A-Zyklus 2583 statt (April 2015!), und seither gab es keine nationale Kreissitzung all unserer politischen Dynastie-Vertreter.

In Min-Cho kam es einige Zeit nach Aufruf des Dynastischen Schreibers Rikutatis am 16. Frutor im 3. Atys-Zyklus 2585 zu einer lokalen Versammlung http://app.ryzom.com/app_forum/index.php?page=topic/view/21647/1# 1 in Min-Cho. Dem Protokoll ist zu entnehmen, daß Rikutatis nunmehr der offizielle Repräsentant von Min-Cho ist.

Zu konkreten Ergebnissen oder Handlungen führte auch diese Sitzung - wie schon unzählige zuvor - scheinbar nicht. Selbstverständlich aber bin ich der Versammlung nach gravierenden Differenzen mit den politischen Vertretern von Min-Cho ferngeblieben, deswegen weiß ich nichts Weiteres darüber als das, was das Protokoll preisgibt...

Das bisherige verfügbare Wissen über das sogenannte "Orakel" hat der Dynastische Schreiber hier zusammengefaßt: http://app.ryzom.com/app_forum/index.php?page=post/view/162272 Die Goo-Infektion einer jungen Zoraï namens Suki und das Auftauchen einer Bestie im Hain von Umbra werden mit den Prophezeiungen dieses Orakels in Zusammenhang gebracht.

Jedoch werden alle diese Vorkommnisse leiderweise als alleinige lokale Angelegenheit von Min-Cho angesehen und von unserer politischen Führung entsprechend behandelt. Weswegen darüber auch keine nationale Sitzung stattfand. So wie es fast auch zum Thema "Körbe/Behälter für die Gibads" geschehen wäre, als zunächst nur mit meiner Heimatstadt Hoi-Cho gesprochen worden war.

Seinerzeit schafften es der Erleuchtete Zurchkuchna und meine Wenigkeit, auch die anderen Städte miteinzubinden und die Nachricht zur nationalen Versammlung brachten, daß sich jede Stadt um einen Teil des Beitrags kümmern möge. Aber das geriet alles - trotz vorhandener Protokolle - blitzschnell in Vergessenheit, als ob es niemals geschehen wäre! Die Weisen ignorierten die ganze Sache komplett, obwohl ich sie persönlich bei zwei nationalen Sitzungen ansprach, als ob ich nur Schmutz an ihren Stiefeln wäre.

Stattdessen setzte sich später Min-Cho - genauso wie Zurchkuchna und ich zuvor - mit den Ikonenschnitzern deswegen in Verbindung und bekam von diesen nun plötzlich ganz andere Aufträge http://app.ryzom.com/app_forum/index.php?page=topic/view/22340/14 #14... Es scheint, als ob die Behälter nicht nur erlangt werden konnten, sondern auch an die Gibads übergeben wurden. Der Dynastische Schreiber gab zu Protokoll, daß im Zuge dessen mehr über die Gibad-Sprache erlernt werden konnte, hat dieses wertvolle Wissen aber nicht veröffentlicht, sodaß ich es leider nicht zu meinen bisherigen öffentlichen Aufzeichnungen hinzufügen kann. Die innerdiplomatischen Beziehungen zwischen den Bernsteinstädten liegen inzwischen auf Eis.

Dazu kommt, daß seit meinem Rückzug als Botschafterin anders als früher einige politische Besprechungen und offizielle Anfragen an Zoraï-Repräsentanten nun über Aushänge stattfinden, die mit Absicht alle Nicht-Initiierten von Informationen und Gesprächen ausschließen.
Selbst der Fund des zweiten Teils des Tagebuchs von Marung wurde nur Zoraï-Initiaten bekanntgegeben; in der offensichtlichen Bemühung, diese für alle Völker von Atys wichtigen Dokumente vor allen Nicht-Zoraï geheimzuhalten...

Obwohl die Zahl der politisch Aktiven auf ganz Atys weiterhin abnimmt, wird die seit der Rückkehr der Homins nach dem zweiten Großen Schwarm begonnene politische Trennungs-Strategie immer extremer betrieben - zu der Abtrennung der regionalen Politik einzelner Städte voneinander gesellt sich nun also auch eine aufgezwungene Trennung zwischen "echten Bürgern" und "anderen" politisch Interessierten - und das sicher nicht nur in unserem Land, auch wenn ich als Nicht-Bürgerin der anderen Länder dafür keine Beweise habe.

Brauche ich zu erwähnen, daß mich noch immer keiner der Weisen kontaktiert hat, entgegen der öffentlichen Ankündigung? Das ist eine mehr als klare Bestätigung für meinen Verdacht, daß für mich kein Platz mehr in dieser Theokratie ist, wie sie sich heute darstellt und zusammensetzt; genausowenig wie meine völkerverständigenden Ansichten und Absichten.

Wenn dieser Kurs - sowohl verstärkter Nationalismus als auch die Trennung der ohnehin nur noch wenigen politisch Aktiven in immer winzigere Einzelteile - weiter anhält, gibt es keine Hoffnung, daß die praktisch gar nicht mehr existente politische Präsenz der Theokratie auf Atys sich erholen kann. Von Fortschritten im eigenen Land ganz zu schweigen, die von unseren Weisen ja schon seit vielen, vielen Atys-Jahren tot-verschoben werden.

Selbst die wenigen Veränderungen, die Zoraï-Repräsentanten erreichen konnten, wurden von unserer eigenen Regierung schon nach kurzem torpediert und revidiert. Wie zum Beispiel die Verlegung des Vertreters der "zu neuen Horizonten" (der noch immer nicht wieder seine Bezeichnung in unserer Sprache zurückerlangt hat) an den Stall von Zora.

Diese Änderung wurde zum Schaden vor allem aller Neuankömmlinge einfach rückgängig gemacht und seither mit dem Mantel des ignoranten Schweigens bedeckt, was die Repräsentanten, die wir die Verlegung mit viel Zähigkeit errungen hatten, aufs äußerste beleidigt.

Selbst die meisten der Fragen, die wir vor langer Zeit an unsere politische als auch spirituelle Führung stellten (über die Zerstörungs-Möglichkeiten von Goo, über unsere Friedhöfe und traditionellen Begräbnisriten, über die geschichtlichen Unklarheiten durch das erschreckende Phänomen "Fluß der Zeit"), wurden noch immer nicht beantwortet - nach inzwischen unzähligen Zyklen.

Und das in einer Dynastie, deren Prinzip "Weisheit" auch Wissen und Bildung enthält - aber nur mehr in der Theorie, wie man heute leider erkennt. Es tut mir in der Seele weh, aber ich kann mich mit dieser heutigen Theokratie und ihrer Politik immer weniger identifizieren....

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#450 [de] 

Na, wenigstens hörte ich, daß sich der Dynastische Schreiber und Vertreter Min-Chos, der Erleuchtete Rikutatis, ein wenig an der von Matis geleiteten Kitin-Forschungsgruppe SKA und ihrem Kitin-Kompendium http://www.yubo-flaneur.fr/ryapp/apps/ska/index.php?&onglet=7 &page=1 beteiligt hat.

Das ist ja immerhin ein kleiner Lichtblick und zeigt, daß die Matis-Feindlichkeiten, die bei der letzten nationalen Sitzung, die ich noch besucht habe, scheinbar keine ernsthaften Brüche zwischen unseren Nationen bewirkt hat. Noch nicht jedenfalls.

Zum Kompendium:
* die äußerliche Aufmachung des Buches mit schönem Bildmaterial und der Möglichkeit, zu blättern, ist wahrlich beeindruckend
* auch die Organisation der Informationen ist bestens übersichtlich
* die Rechtschreibung und Grammatik läßt leider zu wünschen übrig, was aber nicht anders zu erwarten war und verzeihlich erscheint, solang die Verständlichkeit nicht leidet - und das ist selten der Fall
* auf der anderen Seite ist es wahrhaft schmerzlich, daß Beiträge von eigenen Beobachtungen - beispielsweise im Kitin-Nest und anderen Kitin-Festungen - sowie unsere Überlieferungen fehlen (zum Beispiel über verschiedene Königinnen und Kitin-Völker-"Markierungen")
* auch das bisherige Fehlen von besonders gefährlichen Kitin-Exemplaren, für die scheinbar kein Platz mehr übrig ist, stimmt ein wenig traurig
* zuletzt finde ich die gelisteten Zahlen- und Prozentangaben äußerst befremdlich und kann mir deren Zustandekommen nicht erklären

Sehr schade war ja, daß kein Zorai-Vertreter (die oder den ich als solche/n erkennen hätte können) im neutralen Seenland bei der Jagd auf entkommene Goari-Exemplare mitgeholfen hat, als am 8. Thermis im 4. Atys-Zyklus 2586 (OOC: 29. Januar 2016) die Wissenschaftlerin Be'Doyty Libby dazu aufrief. Es war ein recht schönes Beispiel für eine gemeinsame Anstrengung von Homins aller Nationen für eine gute Sache zum Nutzen von Atys.

Auch wenn die Ärmste ziemlich entsetzt darüber war, daß die Helfer die tödlichen Goari-Massen in reiner Notwehr eliminieren mußten, würde mir sicher auch die Erleuchtete Fey-Lin Liang beipflichten, daß in diesem Fall die Wahrung des Gleichgewichts der Natur ganz eindeutig vor eventuellem "Tierschutz" oder gar wissenschaftlichem Experimentierungsdurst Vorrang haben mußte.

Eines Tages würde ich mir wirklich einmal klare Worte von den verehrten Kami über das Thema "Tierschutz" wünschen. Für uns Homins, die wir uns gegen die uns umgebende oft höchst gefährliche Fauna und manchmal auch feindliche Flora behaupten müssen und häufig schon seit Kindertagen in den Urwurzeln ums Überleben kämpfen, ist das durchaus ein sehr prekäres Problem.

Leider war auch weder Rikutatis noch sonst ein Vertrete von Min-Cho oder Jen-Lai bei der "Präsentation" und Initiation des jüngeren Sohns von König Stevano am 18. Folially im 1. Atys-Zyklus 2587 (OOC: 12. Februar 2016) anwesend... Aber möglicherweise wären die Kami-Getreuen auch von den Karavan-Wachen beim Außenposten vor Yrkanis angegriffen worden, wo im übrigen noch immer auf die Neu-Errichtung des ehemaligen prächtigen Jena-Tempels gehofft wird.

Die gewählte Lokation war sehr unvorteilhaft für irgendeine Art der Völkerverständigung, aber nachdem Gebete zu Jena gesprochen wurden und ihr Beistand angerufen wurde, dürfte es sich weniger um eine Veranstaltung fürs Volk als vielmehr eine religiöse Initiation des Jungen in den Jena-Glauben gehandelt haben.

Der kleine Manalitch wird - nach Khalaodens Berechnung - jetzt wohl erst ein Jahr alt geworden sein. Es war nett, den älteren Sohn, Aniro, jetzt als Erwachsenen zu sehen, der kaum noch dem Buben ähnelte, dem ich vor langer Zeit bei seiner Ankunft in Yrkanis eine Zuckerstange geschenkt hatte... Manalitch wurde nach einem Gebet seines Bruders, einer Ansprache seines Vaters und allgemeinem Glückwunsch-Gejubel von mehreren Homins und Gilden beschenkt.

Bedauerlicherweise verzichtete Taliar Chanchey Breggan darauf, dem kleinen Manalitch den lebendigen Frosch zu schenken, den er bei sich hatte... Da ich keine offizielle Vertreterin der Zoraї-Theokratie mehr bin, durfte ich mich freilich auch nicht einmischen, da das sonst leicht zu Mißverständnissen und unangenehmen Fragen hätte führen können.

Zuletzt geändert von Zhoi (vor 9 Jahren)

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#451 [de] 

Selbstverständlich war auch kein Fyros-Vertreter bei dieser religiösen Matis-Zeremonie anwesend, aber es erwies sich inzwischen, daß dies weit bestürzendere Gründe hat als nur die noch immer anhaltenden diplomatischen Differenzen.

Das erste - durchaus erwartungsgemäße - düstere Anzeichen war ja der Besuch von Imperator Lykos am 28. Nivia im 3. Atys-Zyklus 2585 (7. November 2015) in Dyron. So wie König Stevano beliebt sich auch Lykos als - rein äußerliches - Ebenbild seines berühmten Vaters auszustaffieren. Der Anblick stimmt schmerzlich, weil er die Erinnerung des großen und unwiderbringlichen Verlustes heraufbeschwört. Bei mir ruft das auch noch zusätzliche Erinnerungen an die bis heute andauernden höchst unerfreulichen politischen Entwicklungen auf Atys nach dem Verschwinden von König Yrkanis und dem Dahinscheiden von Imperator Dexton wach...

Wie auch immer; Imperator Lykos jedenfalls sah sich in Dyron um und fragte nach Akenos-Anwärtern für die künftige Verwaltungsperiode... doch niemand meldete sich. Akenak Stiara Brian war anwesend, erklärte aber, zu ihrem Bedauern zeitlich nicht in der Lage für den Posten zu sein, und Nuzanshi Ri-Jian trug noch ihr altes Akenak-Abzeichen, bestand aber darauf, daß dies nur noch der Erinnerung diene. Und damit hatte es sich.

Dyron bleibt also bis auf weiteres ohne Akenos und damit auch ohne Vertreter im nationalen Akenak. Dennoch führten wir Imperator Lykos und seine Begleiter zum Brunnen im Großen Buschland, wo ich erläuterte, daß dieses Projekt nicht nur zur Wasserversorgung der Brennenden Wüste und Zeichen des Bündnisses zwischen dem Imperium und der Dynastie steht, sondern daß viele Homins aller Länder - darunter viele Tryker, wie die gesamte Organisation FISCH - an den bisherigen Bauschritten mitgeholfen hatten.

Auch die Anwesenden selbst waren aus aller Herren Länder und bewiesen somit die diplomatische Rolle Dyrons. Wir hatten im übrigen Glück und wurden weder am Hinweg, noch während der Begutachtung der Brunnenbaustelle, noch am Rückweg von Banditen oder ähnlichem belästigt. Sonst hätten wir auch in Taten unseren Zusammenhalt unter Beweis gestellt.

Der Imperator hielt an diesem Abend eine Ansprache, die diesem Geist Rechnung zu tragen schien (sofern die Marodeure mit "dunkle Mächte" gemeint sind):

"Patrioten und Bewohner der Brennenden Wüste,
während meines Besuchs in Thesos teilte mit Euch ich meine Vision der Zukunft der Stadt als Schild des Imperiums gegen die dunklen Mächte, die hinter dem Portal zur Versteckten Quelle lauern.
Für Dyron ist meine Vision eine andere.
Es ist bekannt für seine zu erntenden Ressourcen, es ist bekannt für seine Händler und es ist nah an der Grenze zu den Verdorrenden Landen und unseren Zoraï-Freunden.
Es spielt auch eine wichtige Rolle in der Wasserversorgung des Imperiums:
das Wasser aus dem See, das Projekt des Wasserbohrers, den wir eben besucht haben und die Wasserlieferungen der Unterwasserwurzel-Extrahierer in den Verbotenen Quellen, sie alle sichern die Versorgung.
So soll Dyron von künftigen Projekten profitieren, die seine Rolle als Versorger mit wertwollen Gütern, als Quelle für kostbare Ressourcen und als Platz des regen Handels stärken.
Der Wasserbohrer ist nur der Anfang.
Möge Dyron von der Stärke des Imperiums profitieren und möge das Imperium von der ehrlichen, harten Arbeit seiner Patrioten profitieren."
... und zum Abschluß noch ein paar pathetische Worte in fyrk.

Das hörte sich ja durchaus optimistisch an. Allerdings war das, was mit keiner einzigen Silbe gesagt wurde, unangemessen über-optimistisch. Denn weder Lykos noch seine Senatoren gingen darauf ein, daß Dyron nun nicht einmal mehr einen einzigen Akenos-Anwärter vorzuweisen hatte; so, als ob das Problem gar nicht existiere...

Aber es sollte noch schlimmer kommen.

Am 8. Frutor im 2. Atys-Zyklus 2587 (8. März 2016) nämlich fand eine nationale Versammlung in der Agora in Pyr statt. Auch Pyr hat seine eigenen Akenos, darunter Lerya, die anwesend war. Wir kennen uns ein wenig, und es dauerte daher nicht lang, bis sie mir während des Wartens auf Imperator Lykos anvertraute, daß sie als Akenos und Akenak abdanken wolle. Sie war enttäuscht darüber, wie die "Wasserstraße" von Seiten des Imperiums her gehandhabt worden war, und auch die "Reorganisation" des Imperiums lief ihr sehr gegen den Strich. Außerdem aber, so sagte sie, hätte die Sache mit Atreus "ihre Träume zerstört". Insgesamt könne sie hier nichts bewegen.

Als Imperator Lykos in Begleitung von Senatoren eintrat, fragte Senator Boen Eunix sogleich, ob es Kandidaten (Patriot zu sein, genügt dafür) gäbe, die sich für den Akenak von Pyr zur Verfügung stellen wollten. Niemand meldete sich... Nur Lerya, die ihren Rücktritt als Akenak und sogar ihre mögliche Abwendung vom Imperium erklärte - woran sie anfügte, daß sie nicht mit der derzeitigen Situation einverstanden wäre und daß das nicht mehr mit dem übereinstimme, dem sie einst geschworen hatte.

Keiner der Regierungsvertreter stellte auch nur eine Frage. Stattdessen zementierte Lykos Leryas Entscheidung, indem er ein kurzes Bedauern ausdrückte und ihr für die bisher geleisteten Dienste dankte. Und Boen Eunix schloß: "So sei es.". Noch einmal wurde nach Kandidaten für den Akenak von Pyr gefragt, und wieder herrschte Schweigen. Sodann setzte Lerya dem ganzen die Krone auf, als sie auf meine Nachfrage antwortete: ihres Wissens nach (sie hat gute Verbindungen) sind auch in Thesos bereits alle Akenos zurückgetreten. Es gibt im ganzen Imperium keinen Akenak mehr.

Imperator Lykos, dem dies sicherlich nicht unbekannt war, schien völlig ungerührt. Stattdessen hielt er eine - ganz offensichtlich längst vorbereitete - Ansprache. Zu meinem Erschrecken tönte diese aber nun plötzlich ganz anders als seinerzeit die Rede in Dyron...

"orak i akash, talen i rechten, celiakos, akenak i malos!
Während meiner Besuche in Thesos und Dyron habe ich mit der Bevölkerung über das Schicksal gesprochen, das diese Städte erwarten wird.
Thesos wird das Schild des Imperiums sein, auf militärische Angelegenheiten konzentriert. Dyron wird das Zentrum von Handel und Umgang sein, das zum Nutzen des ganzen Sharük arbeiten wird.
Aber die stärksten Arme und all die Reichtümer werden vergebens sein, wenn kein Herz und keine Seele existieren, die ihnen Sinn verleihen.
Pyr ist das Zentrum der Kultur der Fyros. Es umfasst die Erinnerungen, das Wissen und die Fähigkeiten unserer Vorfahren in seinen Mauern.
Schaut aus einer Entfernung auf die Silhouette von Pyr. Ihr werdet den Palast sehen, ein Symbol für Herrschaft und Tradition; die Akademie, ein Symbol für Vermächtnis und Kunde; und die Schmiede, als ein Symbol für Wissen und Können.
Die vier Säulen - der Gerechtigkeit, Ehre, Wahrheit und Disziplin - erfüllen unseren Geist und unsere Herzen. Die drei Städte repräsentieren militärische Stärke, Handels-Anstrengungen und kulturelle Vorherrschaft.
Mögen das Fyros-Volk und alle, die dem Sharük treu sind, von dieser Stärke profitieren!
orak i akash, talen i rechten!"

Das also war von Dyrons Vision "künftiger Projekte" (von der der Wasserbohrer nur "das erste" sein sollte, obwohl viele Atys-Zyklen seither verstrichen sind, ohne daß das Imperium einen Finger in dieser Angelegenheit gerührt hat) und seiner Rolle als Ort diplomatischer Bündnisse übriggeblieben... Handels-Anstrengungen und... Reichtümer? In meinem Schock bekam ich kaum mit, was für vollkommen neue Ideen Lykos nun für Pyr ausmalte:

"Die historische und stolze Akademie von Pyr ist eine der am meisten respektierten und wichtigsten Insitutionen des Sharük. Die Suche nach Wahrheit und Wissen ist ein innewohnender Bestandteil unserer Kultur.
Das Sharük braucht die Akademie, um seine Zukunft zu gestalten, um auf seinem Pfad von Wahrheit, Gerechtigkeit, Disziplin und Ehre weiterzubestehen.
In Zukunft wird die Akademie ein Spiegel unserer Gesellschaft sein, sie wird die vier Säulen stärken und unseren Verstand stärken, der diesen folgt.
Von nun an wird die Akademie aus vier Kammern bestehen. Jede Kammer unter der Schirmherrschaft eines unserer vier Kernwerte.
Die Kammer der Wahrheit wird sich aus unseren Historikern und Forschern von Wissen aller Art zusammensetzen.
Die Kammer der Gerechtigkeit wird über das Rechtssystem wachen und unser Volk die Gesetze lehren.
In der Kammer der Ehre werden die Kunst des Kämpfens und der Verteidigung weiter perfektioniert.
Schließlich wird die Kammer der Disziplin der Ort werden, wo unsere Handwerker und Alchemisten zum Wohl unseres Volkes arbeiten werden.
Jede der Kammern wird bestimmte Aufgaben erfüllen müssen, die von mir erteilt werden, um ihren Wert zu beweisen.
Die erste Herausforderung wird für die Kammer der Ehre sein, verantwortlich für Kampf und Verteidigung, um ihre Qualitäten zu zeigen. Innerhalb eines Zyklusses erwarte ich von ihren Mitgliedern, ihren Nutzen für das Sharük demonstriert zu haben.
orak i akash, talen i rechten!"

Mit keinem Wort wurde auch nur angedeutet, daß im gesamten Fyros-Imperium kein Akenos oder Akenak mehr existiert, und wohl auch noch lange Zeit keiner auftauchen wird, da sich ja niemand auf den Aufruf hin gemeldet hatte...

Wieder etwas ganz Neues anfangen, obwohl alte Projekte schon seit Unzeiten unfertig geblieben sind? Und wer soll denn jetzt diese "Herausforderungen" annehmen? Wer sind denn überhaupt diese "Mitglieder" der Kammer? Wer außer vereinzelten Gelehrten wird die Kammern bevölkern? Wird sich auch nur ein einziger Patriot für diese Aufgaben der Kammern interessieren?

Keine unserer Regierungen scheint aus ihren früheren Fehlern auch nur das Geringste gelernt zu haben. Probleme werden ignoriert, als ob sie gar nicht existierten, was sie aber nur weiter verschlimmert. Und wer geht, wird nicht mal gefragt, warum. Es ist für unsere Regierungen offenbar vollkommen unvorstellbar, den Umgang mit ihren eigenen Vertretern zu überdenken, oder überhaupt nur einmal mit ihnen zu reden...

Was alles in allem natürlich rein gar keinen Funken Hoffnung übrig läßt, daß sich auch nur irgendetwas verbessern wird.

5 mal geändert | Zuletzt geändert von Zhoi (vor 9 Jahren)

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