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[MATIS] Gestaltung der Nation

Ich halte es für praktisch unmöglich, Deine langen Ausführungen ebenso ausführlich zu kommentieren, Zhoi, wenn ich nicht die nächsten Stunden vor diesem Computer und diesem Thread verbringen will. Eigentlich hatte ich auch gehofft, das Eventteam würde ein paar Punkte abklären, weil ich wirklich nicht das Bedürfnis habe, dafür wie für einen wissenschaftlichen Essay recherchieren zu müssen ...

Also, in "Stichworten":

1. Soweit ich weiß, hat die Bürgerschaft bisher keine (gametechnischen) Vorteile - zumindest keine erkennbar nennenswerten. Für Spieler, deren vornehmstes Anliegen es ist, ihre Charaktere spielmechanisch zu "optimieren" ist sie sicherlich ebenso hinderlich wie Religionsneutralität, die einen "wichtiger" Porter beraubt.

2. Wußten Spieler von den Nachteilen einer Bürgerschaft? Ich kann mich nicht daran erinnern, ob das Thema im alten Forum diskutiert wurde. Die Anhängerschaft einer Religion bringt jedoch keine Vorteile bei einer anderen Religion. Die Staatsbürgerschaft kann also - und dazu brauche ich keine Technik, sondern nur eine kurze Gedankenkette und eine logische Schlußfolgerung - in den anderen Ländern in keinem Fall Vorteile bringen, nur im eigenen. Wenn Du Dich umsiehst, beschwert sich auch nirgendwo jemand, der eine Staatsbürgerschaft besitzt, über den Nachteil derselben - nur diejenigen, die sich entschlossen haben, sie nicht anzunehmen. Die Aufforderung der Anerkennung aller Volksspieler für eine große Abstimmung (wie sie Nuzanshi an anderer Stelle deutlich propagiert) würde freilich jeden Bürger um sein eines, einziges großes Recht prellen - nämlich darum, die nächsten Schritte der Politik, die zu einer Liberalisierung des Systems zugunsten derjenigen, die sie oft verhöhnen oder auslachen, führen soll, vorzubereiten und zu entscheiden.

3. Die grundsätzliche Toleranz gegenüber Zweitcharakteren ist nicht das Ergebnis von tumber Bequemlichkeit oder Ignoranz. Mit Sicherheit gibt es in diesem Spiel Zweitcharaktere, die eine lange Geschichte haben, vielleicht auch ein hohes Level, und die völlig unerkannt sind - weil es auch kaum Möglichkeiten gibt, sie auf staatsrechtlich zulässigem Weg zu identifizieren und auszusondern. Es gab vor langer Zeit in diesem Spiel mal eine "Enthüllung", bei der herauskam, dass der Spieler eines der Vorkämpfer des Atys-Pazifismus gleichzeitig einen Anführer einer PvP-Gilde verkörpert hat - beides akkurat und glaubwürdig. Es gibts nichts, was das verhindern kann - und warum auch? Abgesehen von diesem Fall, in dem beide Charaktere rollenspielerisch absolut richtig, auch aufrichtig, gespielt wurden, halte ich im übrigen auch einen gut gespielten Spion, der alle Methoden benutzt, die auch in der wahren Welt Motive und Taten verschleiern, für einen Rollenspieler herausfordernd und interessant und wahrscheinlich für schwerer als jedes Lippenbekenntnis. Kurzzeit-Twinks kann man mutmaßlich aussondern, indem man die Spieldauer und die aktive Spielzeit auswertet. Alles andere jedoch ist subjektiv und damit zu Recht angreifbar.

4. Die staatenlosen Spieler, die gemäß den gemachten Vorschlägen nichts anderes als das Interesse der Nation im Auge haben - ist die Wahrscheinlichkeit nicht bei diesen viel größer, zuerst den eigenen Vorteil bzw. Nachteil zu bewerten, als den des Staatsvolkes, als bei den echten Bürgern? Wenn auf die Bürgerschaft verzichtet wird, weil die Triebfeder Ruhmmehrung bei Stämmen und Völkern ist (wie Du sie beispielsweise selbst anstrebst, Zhoi) - wie ist es dann, wenn im Interesse des erwählten "Heimatlandes" eine Aktion durchgeführt werden muß, die unweigerlich zu Ruhmverlusten führt: auf lange Perspektive sogar erheblich? Werden diese Spieler alles tun, um ihren mühsam und fleißig errungenen Status zu schützen, oder werden sie ungeachtet aller - für sie selbst spieltechnisch negativen Folgen - eine Entscheidung treffen, die ihr Volk als "graue Masse" weiterbringt?

5. Das "rein RP-technische Polit-Spiel": noch ist das so, Zhoi. Aber soll es auch so bleiben? Die Tatsache, dass zum derzeitigen Zeitpunkt eine Moderation durch das Event-Team Länderpolitik mit Einschränkungen belegt - wie ich aus den Diskussionen zu ersehen glaube, zu Recht - heißt nicht, dass auf lange Sicht sich dies nicht ändern soll. Ich bin immer dafür eingetreten, keine Trennung zwischen RP und PvP zu betreiben, sondern beides unbedingt zu verbinden; das ist der Grund, warum ich aus der Neutralität heraus zu einer RP-Gilde gegangen bin, die PvP betrieben hat, und dann zu einem religiösen Orden, der ins PvP eingetreten ist. Meine ausführlichen Diskussionen zu diesem Thema - hauptsächlich mit Lylanea, wenn ich mich recht entsinne - sind im alten Forum zu finden. Ghettos fürs RP, Ghettos für spielerische Miltärstrategie - um diese Welt wirklich Leben und Atmen zu lassen, muß man beides verbinden, Grenzen auflösen, nicht nur die Natur interagieren, sondern auch unsere Spielfiguren gewinnen und verlieren zu lassen.

6. "RP-Eignung" (siehe auch Pk 3): Das ist eine rein subjektive Bewertung, Zhoi. Rollenspieler neigen dazu, ihr eigenes Spiel als das Richtige und das der anderen als das Falsche zu bewerten. Abgesehen von ein paar sachlich fundierten Eckpunkten ist das aber ein Minenfeld. Die Argonauten haben mal einen Spieler verloren, weil im Gildenchat nicht auch unablässig RP gemacht wurde. Das hielt ich persönlich in Anspruch und Notwendigkeit für übertrieben und in Konsequenz für falsch. ^^

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Salazar Caradini
Filira Matia
Royal Historian
Member of the Royal Academy of Yrkanis
First Seraph of the Order of the Argo Navis
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