Embassies


Protokolle der Kreissitzung

Nahual beschäftigte das Thema aber weiter; und er wiederholte, daß er nicht dem Pfad des Orakels folgen könne. Denn das würde bedeuten, daß alles, was falsch sei - der Schwarm, das Goo, - von Ma-Duk gewollt wäre. Und das könne er nicht glauben. Homins hätten auch ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Keine (eine) Wahrheit. Nur mehrere Arten, die Welt zu sehen. Er wisse nicht, was das Orakel wolle, wohin es ihn führen wolle.

Über all diese Fragen hielt er dann mit der Träne noch eine Zeitlang Zwiesprache. Die beiden philosophierten ausführlich über die angeschnittenen Themen, ohne daß schlußendlich einer von ihnen von seinem jeweiligen Standpunkt auch nur einen Millimeter abrückte.

Ich wollte die Sache lieber praktischer angehen. Wer oder was war in Gefahr oder könnte es sein? Wer oder was ist uns Zorai lieb? Für mich der Große Weise natürlich, und die Kami... Ich fragte den Weisen Supplice, ob der Große Weise, der verehrte Mabreka Cho, gesund sei, oder ob Supplice das denn wisse.

Leider bekam ich auch dieses Mal vom Weisen nur Schweigen zur Antwort. Ich schätzte das mittlerweile nur noch als überraschungslose Fortsetzung der Ablehnung ein, die mir am heutigen Tag ja schon mehrfach entgegengeschlagen war. Leider war die dadurch entstandene Belastung für mich schon körperlich spürbar.

Ky Ta-Ro sinnierte darüber, daß er an Jena als den Großen Kami glaube, wie unsere Vorfahren. Für ihn sei Mabreka eine Lüge der Cho-Dynastie (Anmerkung: es ist nicht sicher, ob dieser Satz durch die Übersetzung in seiner Bedeutung verfälscht wurde), um seine Autorität auszuüben. Er - Ky Ta-Ro - proklamierte jedenfalls, daß er für das Zorai-Volk kämpfe, aber nicht für die Theokratie, dennoch sei auch für ihn die Erleuchtung das Ziel. Ich äußerte dazu, daß die meisten Kami-Jenaisten eigentlich normalerweise Mabreka Cho als den Großen Weisen respektieren.

Auf Ky Ta-Ros Selbstgespräch reagierte der Weise Supplice sogleich, ganz anders als auf meine direkt an den Weisen gerichtete Frage. Der Weise klärte Ky Ta-Ro darüber auf, daß der Große Weise Mabreka Cho sich - Ma-Duk oder nicht - als Oberhaupt aller Kamisten sehe. Ich hängte die Information daran, daß es die Große Maske Mabreka Cho war, die den Kami-Jenaismus höchstpersönlich als offizielle Kami-Religion in den verdorrenden Landen erlaubt hat.

Das Orakel verabschiedete sich inzwischen nach seinem Dialog mit Nahual unter dem Fallenlassen von ein paar weiteren mehrdeutigen Worten; nämlich, daß wir Zorai und unsere Freunde, glauben könnten oder nicht, was keinen Unterschied mache. Die Wahrheit würde kommen. Dem letzteren stimmte sogar Filira Caradini zu, da es sich ja um eine zwar philosophische, aber unleugbare Tatsache handelt.

Bald waren einige von uns dabei, zu versuchen, die Warnung des Orakels zu entschlüsseln. Ich dachte darüber laut nach, daß die Träne vielleicht einen Anschlag gesehen haben könnte, wie er schon einmal gegen den Weisen Supplice versucht worden war, weswegen wir unsere Städte gegen Attacken der Goo-Stämme und unsere spirituellen Führer vor Mordanschlägen schützen sollten. Filira Caradini warnte außerdem noch zusätzlich vor dieser Zorai selbst, die sich eine Macht-Position zuschreibt, welche selbst die der Zorai-Anführer übersteigt.

Doch der Weise Supplice interessierte sich überhaupt nicht für die Aufforderungen, uns gegen die Goo-Stämme zu sichern und die Weisen, vor allem unseren höchsten spirituellen Führer, unter speziellen Schutz zu stellen. Er ging lieber stattdessen auf die Worte Ky Ta-Ros ein, der gerade erklärte, daß er bald ein Erleuchteter werden wolle, wenn es sich wirklich so verhielte, daß "Mabreka" das Oberhaupt aller Kamisten sei.

Der Weise versprach Ky Ta-Ro auf seine Absichtserklärung hin, daß er den Weisen Sens (Gangi Cheng-Ho) bezüglich der Erleuchtetenprüfung informieren würde. Zur Erinnerung: Ky Ta-Ro war der Initiat, der meinen Aufruf zu Höflichkeit respektlos ignoriert und die Matis-Gäste während der Sitzung offen beleidigt hatte. Er hatte zudem klargestellt, nicht für die Theokratie, sondern fürs Volk zu kämpfen, und es erscheint trotz möglicher Übersetzungsfehler leider sehr denkbar, daß er die Autorität des Großen Weisen Mabreka Cho nicht anerkennt...

Hernach schloß der Weise ohne weiteren Kommentar die Sitzung abrupt wegen der späten Stunde; mit der Ankündigung, daß die übriggebliebenen Themen in einer baldigen Folgesitzung besprochen würden. Für mich stand nun fest, daß meine Worte nach meiner längeren Abwesenheit in den Kreisen mehr als nur eindeutig mißliebig geworden waren, nämlich noch schlimmer: gar nicht mehr existent.

Ich verabschiedete mich vom Weisen mit der Offenlegung, daß ich nicht sicher bin, noch weitere dieser Sitzungen zu besuchen, da ich mich unerwünscht fühle. Hier würde ich eindeutig nicht gebraucht. Ich war, so explizierte ich, mit der Absicht Politikerin geworden, um der Theokratie dem Licht entgegenstreben zu helfen, aber das ist ja zweifelsfrei unmöglich, wie es aussieht.

Der Weise versuchte mich zwar noch kurz umzustimmen, indem er behauptete, daß ich so wichtig sei wie alle Äste für einen Baum, aber Nahual äußerte im Hintergrund lediglich sein Unverständnis, und andere Anwesende interessierte das alles ohnehin nicht. Das Protokoll des Erleuchteten Rikutatis über die Vorgänge in dieser Sitzung und die Art, wie er mich darin darstellt, gab schließlich den Ausschlag für mich, den Rücktritt von allen nationalen Positionen zu erklären und mich in die regionale Politik zurückzuziehen.
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