Lore & Chronicles


Geschichten und Legenden über Das Segensfest

Frido der Frippo
Rund um die Wiese herum, wo Mektoubs und Raspal grasten, war eine alte Wurzel und viel Gestrüp. In diesem Gestrüp, nahe bei Scheune und Kornspeicher, wohnt eine Familie schwatzhafter Frippos. Aber die Homin waren weggezogen, Scheune und Kornspeicher standen leer. Und weil es bald Winter wurde, begannen die kleinen Frippos Körner, Nüsse, Jubulas und Stroh zu sammeln. Alle Frippos arbeiteten Tag und Nacht. Alle, bis auf den Frippo Frido. ``Frido, warum arbeitest du nicht?'' fragten sie. ``Ich arbeite doch'', sagte Frido, ``ich sammle Sonnenstrahlen für die kalten, dunklen Wintertage. ''Und als sie Frido so dasitzen sahen, wie er auf die Wiese starrte, sagten sie: ``Und nun, Frido, wir sind alle am Arbeiten, was machst du jetzt?'' ``Ich, ich sammle Farben'', sagte er nur, ``denn der Winter ist lang und grau.'' Und einmal sah es so aus, als sei Frido halb eingeschlafen, während die anderen hart schufteten. ``Träumst du, Frido?'' fragten die Mäuse vorwurfsvoll. ``Aber nein'', sagte er, ``ich sammle Wörter. Es gibt lange, dunkle Wintertage und dann wissen wir nicht mehr, worüber wir sprechen sollen.'' Als nun der Winter kam und der erste Schnee fiel, zogen sich die fünf kleinen Frippos in ihr Versteck zwischen den Wurzeln und Ästen zurück. In der ersten Zeit gab es noch viel zu essen, und die Frippos erzählten sich Geschichten, über singende Varinxe und tanzende Tyrancha. Da war die Frippo-Familie glücklich! Aber nach und nach waren fast alle Nüsse und Jubulas aufgeknabbert, das Stroh war alle und an die Körner konnten sie sich kaum noch erinnern.
Es war auf einmal sehr kalt zwischen den Verästelungen der alten Wurzel und keiner wollte mehr sprechen. Da fiel ihnen plötzlich ein, wie Frido von Sonnenstrahlen, Farben und Wörtern gesprochen hatte. ``Frido!'' riefen sie, ``was machen deine Vorräte?'' ``Macht die Augen zu'', sagte Frido und kletterte auf eine große Wurzel. ``Jetzt schicke ich euch Sonnenstrahlen. Fühlt ihr schon, wie warm sie sind? Warm, schön und golden?'' Und während Frido so von der Sonne erzählte, wurde den vier kleinen Frippos schon viel wärmer. Ob das Fridos Stimme gemacht hatte? Oder war es ein Zauber? ``Und was ist mit den Farben, Frido?'' fragten sie aufgeregt. ``Macht wieder eure Augen zu'', sagte Frido. Und als er von blauen Liosta und orangen Gonju im gelben Ba-Che-Feld und von grünen Blättern am Jubula-Busch erzählte, da sah sie die Farben so klar und deutlich vor sich, als wären sie aufgemalt in ihren kleinen Frippoköpfen. ``Und die Wörter, Frido?'' Frido räusperte sich, wartete einen Augenblick und dann sprach er wie von einer Bühne herab: ``Wer streut die Schneeflocken, wer schmilzt das Eis? Wer macht lautes Wetter, wer macht es leis? Wer bringt den Glücksklee im Juni heran? Wer verdunkelt den Tag, wer zündet die Mondlampe an? Vier kleine Frippos, wie du und ich, wohnen im Himmel und denken an dich. Die erste ist der Frühlings-Frippo, der lässt den Regen lachen. Als Maler hat der Sommerfrippe die Blumen bunt zu machen. Der Herbstfrippo schickt mit Nuss und Ba-Che schöne Grüße. Pantoffeln braucht der Winterfrippo, für seine kalten Füße. Frühling, Sommer, Herbst und Winter sind vier Jahreszeiten. Keine weniger und keine mehr. Vier verschiedene Fröhlichkeiten.'' Als Frido aufgehört hatte klatschten alle fröhlich, lachten und riefen: ``Frido, du bist ja ein Dichter!'' Frido wurde rot, verbeugte sich und sagte bescheiden: ``Ich weiß es, ihr lieben Frippo-Gesichter.

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