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Salazar Caradini starrte auf das Papier vor ihm. Daneben auf dem Tisch lagen zwei Briefe, bereits sorgfältig adressiert und versiegelt. Sie waren leicht zu schreiben; der, den er jetzt plante, war es nicht. Er hatte im Laufe der Jahre viele Briefe geschrieben, als Diplomat, als Journalist, als Historiker – und ihm gingen fast nie die Worte aus. Eigentlich liebte er Worte; man konnte mit Wörtern erstaunliche Dinge machen. Sie konnten Schönheit erschaffen und einen Krieg provozieren. Man konnte jemandem sowohl ein Kompliment machen, das ein Kompliment war, als auch eines, das eher das Gegenteil davon war, aber dennoch so klang. Wörter konnten durch den Gebrauch von Geist und Verstand wie Kunstwerke zusammengefügt werden, mit Zunge oder Feder als Werkzeug.

Doch diesmal war es anders, und sein Verstand war nutzlos. Dies hier war eine ernste Sache. Vielleicht konnte er sich aus der unangenehmen Situation herauswinden, aber derartiges hatte er noch nie getan, und er hatte auch nicht die Absicht, jetzt damit anzufangen. Er seufzte, dann steckte er die Feder in das Tintenfass und setzte sie dann aufs Papier.

"Eure Majestät,

zunächst möchte ich Euch zur Hochzeit Eures Sohnes gratulieren. Es ist natürlich ein sehr freudiger Anlass, und ich wünsche ihm und seiner jungen Frau alles Gute; Ich habe keinen Zweifel daran, dass beide Ihnen in den kommenden Jahren große Ehre erweisen werden.

Zweitens, lasst Euch versichern, dass es für mich sehr schmerzlich ist, dass ich bei den Feierlichkeiten nicht anwesend war und weder meine Aufwartung machen noch persönlich gratulieren konnte. Da ich ein Filira und tatsächlich der Königliche Historiker bin, ist das unentschuldbar. Ich kann Euch daher nicht bitten, meine Abwesenheit zu entschuldigen, die für Euch ebenso eine Enttäuschung sein muss wie für den Karin und für das Vertrauen, das Euer verstorbener Vater in mich setzte, als er mich adelte. Alles, was ich tun kann und tatsächlich jetzt tue, ist, meinen Rücktritt sowohl von der Adelskammer als auch von der Königlichen Akademie anzubieten. Wie auch immer Ihr Euch entscheiden werdet, meine unzerbrüchliche Loyalität gegenüber Matia und der königlichen Familie bleibt natürlich unverändert.“

Salazar fügte seinem Brief die üblichen Formalitäten hinzu, bevor er ihn unterschrieb, bestäubte und versiegelte. Er seufzte erneut. Plötzlich fühlte er sich leer, als hätte ihn der letzte Grund für seine schiere Existenz verlassen – was natürlich ein ketzerischer Gedanke war. Die Argonauten waren gegangen – Thy war gegangen! – und seine Funktion als Historiker war fast obsolet geworden, seit das Phänomen der Flüsse der Zeit die Geschichte durcheinander gebracht hatte, bis sie fast unkenntlich wurde und wenig Sinn mehr ergab. Seine einst mehr als ordentlichen Fähigkeiten als Heiler verkümmerten während seiner einsamen Wache im Zweiten Schwarm, als er zurückgeblieben war. Der Dienst als Filira war also so ziemlich das Letzte, was ihm das Gefühl gab, noch von Nutzen zu sein, dass seine Meinung nicht wertlos war, dass er in den Augen von Jena etwas bedeutete – mehr als nur ein Verwalter für das, was von der Argo Navis noch übrig war.

Salazar klingelte nach Menthys und gab ihm die drei Briefe – einen für die zukünftige Karinae, einen für den Karin und den, den er gerade an den Karan geschrieben hatte. Die anderen beiden waren herzliche Glückwünsche – der dritte, obwohl kürzer, wog nach dem Empfinden seines Verfassers eine Tonne.

[i]„Bitte liefere diese Briefe persönlich ab, Menthys“[/], sagte er. „Und zwar schnell.“

„Ja, Seraph.“ Menthys blieb auf halbem Weg aus dem Zimmer in der Tür stehen und sah Salazar noch einmal an. „Seid Ihr wohl, Seraph?“

Menthys meinte es gut, aber der hagere Matis konnte seinen Sarkasmus nicht verbergen, als er knapp antwortete. „Schnell, sagte ich. Du mußt nicht auf Antwort warten.“ Die wird schon kommen, dachte er. Was auch immer sie sagen wird, sie wird bald kommen.

(OOC: Sorry. Hätte schon vor einer Woche gepostet werden sollen.)