Lore & Chronicles


Geschichten und Legenden über Das Segensfest

Geschichte erzählt von Kyriann - Versammlung zum Segensfest-Geschichtenabend im Jena Jahr 2601 (12.28.2018)


Der schwarze Drache - Ba Nhor Drakan
Ein Trykermärchen


Es war einmal, vor langer Zeit, ein kleiner Tryker namens Naroy. Nun wirst Du sicherlich sagen, daß klein und Tryker zusammen ein Pleonasmus sind, doch dem ist nicht so.
Naroy war wirklich sehr klein, zuallererst weil er noch sehr jung war, aber auch weil er selten sonderlich hungrig war - obgleich seine Mutter ihm stets die Taschen mit Pfefferkuchen und Früchten füllte – und schliesslich, weil alle um ihn herum große, ausgelassene Fyroskinder waren.
Denn, Du musst wissen, Naroy lebte mit seiner Mutter in Pyr. Und er lebte deswegen in Pyr, weil seine Mutter selbst eine Fyros war. Eine wunderschöne, großgewachsene Fyros mit feurigem Haar und einer wilden Locke darin, kurz: eine waschechte Fyros.
Und unser Naroy, so klein, mit Armen und Beinen die wie Stecknadeln wirkten, der hatte grüne Haare…
Das Grün war jedoch so dunkel, daß es bald schwarz wirkte.
Und das ist auch der Grund warum Naroy oft von seinen Spielgefährten gehänselt wurde. Selbst mit überhominischen Anstrengungen gelang es ihm nie, es ihnen beim Rennen oder Kämpfen gleichzutun. Stets endete er auf der Rinde liegend, keine Pfefferkuchen mehr in der Tasche und sein dunkles Haar verwuschelt mit Sägemehl wirkte noch grüner als zuvor.

Naroy hatte kein einfaches Leben, doch war er mutig und von fröhlicher Natur. Er schüttelte das Sägemehl aus und kehrte heim ohne sich zu beklagen, wo ihm dann seine Mutter Geschichten von Fyrak erzählen würde. Auf ihrem Schoß schlief er jedes Mal ein, das feurige Haar seiner Mutter berührend.

“Hey, kleiner Welpe! Zeig uns mal, was du kannst! Komm und kämpfe!”
Naroy weiß sehr genau, daß er keine Chance hat gegen den Berg an Muskeln der gerade diese Herausforderung ausgesprochen hat.
“Nein! Du bist ja nur ein Verlierer der die verprügelt die kleiner sind als er! Such dir jemanden auf deiner Augenhöhe, geh doch zu Fyrak!”

“Fyrak? Du bist nur ein nichtsnutziger Tryker, hör auf von Dingen zu reden von denen du keine Ahnung hast!”
“Ohja, ich bin ein Tryker und klein. Aber ich bin mutig! Ich werde… ich werde zu Fyrak gehen!”
“Hahaha! So sieht’s aus, du Zwerg, du! Dann bring uns mal einen Drachen und dann kannst du anfangen dich als gleichwertig aufzuführen.”
“Okay! Ich werde euch allen beweisen, daß ein Tryker soviel wert ist wie hundert Fyros!”

Naroy rennt nach Hause und packt seine Tasche. Viele Pfefferkuchen und seinen Übungsstab nimmt er mit. Als er gerade das Haus verlässt begegnet er seiner Mama, die gerade nach Hause kommt.

“Oh, mein Schatz, da bist du ja! Was machst du denn mit der Tasche? Stell sie schnell ab, wir essen gleich zu Abend. Du kannst mir beim Zubereiten helfen.”
“Aber, Mama...”
Wenngleich Naroy sich durchaus in der Lage fühlt Fyrak entgegenzutreten, so bevorzugt er es dennoch vor dem Stirnrunzeln seiner Mama halt zu machen. Wie man sieht haben auch die verrücktesten Helden ab und an gesunden Hominverstand. Ein vorübergehendes Ende der Expedition Fyrak zu finden.

“Mama, alles ist in Ordnung nun. Kann ich raus zu meinen Freunden?”
“Na klar, mein Schatz! Gib mir einen Kuss und dann ab mit dir! Aber denke dran, daß es schon spät ist; bleib nicht zu lange.”

Naroy lässt diesmal die Tasche zurück und stopft sich nur die Hosentaschen mit Pfefferkuchen voll bevor er in die Straßen von Pyr entflieht. Während er zum Haupttor eilt, egal wie schnell er auch rennt, so wird doch unweigerlich das Licht immer rötlicher und der Himmel ändert seine Farbe zu diesem wunderschönen Orange. Am Haupttor angekommen stößt er auf zwei Wächter.
“Oh oh oh! Wen haben wir denn hier?”
“Ich bin’s nur, Naroy.”
Der Blick des Wächters scheint aus großer Höhe auf Naroy zu fallen.
“Und was machst Du zu dieser Uhrzeit hier, Naroy?”
Naroy zeigt seinen Übungsstab vor.
“Ich werde Fyrak finden und beweisen daß ich soviel wert bin wie einhundert Fyros!”
Die Wächter lachen so laut, daß ihre Anführerin herauskommt um zu sehen was vor sich geht.
“Was ist hier los?”
“Hahahahaha! Der kleine Welpe hier möchte die Rippen des Feuerbringers mit seinem Stock streicheln.”
Die Anführerin, eine gute Freundin von Naroys Mutter, erkennt ihn und lächelt ihm freundschaftlich zu.
“Ich bin sicher daß du mutig genug dafür bist, Naroy. Dennoch ist es spät und deine Mama wird sich sorgen. Ich behalte deinen Übungsstab hier und gebe ihn dir morgen zurück, damit du deine Suche wieder aufnehmen kannst. In der Zwischenzeit gehst du nach Hause.”
Mit blitzschneller Bewegung hat sie Naroy entwaffnet und dreht den Jungen in die andere Richtung.
Bedrückt macht sich Naroy auf den Weg, aber er gibt noch nicht auf. Seine Schritte bringen ihn ins Herz der Stadt und er sieht sich überall nach Wegen um, um doch noch im Schutz der Dunkelheit Pyr verlassen zu können.
In der Nähe der Schmiede findet er etwas Kohle mit der er sein Gesicht und seine Hände schwärzt. So klein wie er ist schleicht er ungesehen durch die Dunkelheit und nähert sich dem Nordtor. Den Wächtern fällt der kleine Schatten mit grünem Haar nicht auf, der zwischen Wand und Torlichtern hindurch schleicht und dann ohne einen Mucks zu machen Richtung Stall verschwindet.

Er hatte es geschafft! Doch nun ist wahrhaftig Nacht und Naroy kann die Hand vor Augen nicht sehen. Er wählt eine zufällige Richtung, marschiert vorwärts und stolpert auf dem unebenen Boden.
Er steht kurz vor der Verzweiflung als ihm bewusst wird: sein Fall wurde von einem seltsamen Yubo ausgelöst, der einen roten Hut trägt!

“Oh, entschuldige, kleiner Yubo! Ich hoffe ich habe dir nicht weh getan. Verzeihst du mir wenn ich dir einen Pfefferkuchen gebe?
Der Yubo kommt näher, knabbert am Pfefferkuchen und setzt sich zu Naroys Füßen.
“Wenn du nur sprechen könntest! Mit einem solchen Hut auf dem Kopf weisst du doch ganz bestimmt wo Fyrak ist.”
“Oh, nein. Ich habe keine Ahnung von Fyrak. Ich bin ein Atysmasyubo!”
Naroy fällt vor Staunen die Kinnlade herunter.
“Aber warum suchst du nach Fyrak?”
Naroy erzählt die ganze Geschichte und der Yubo verfällt in tiefe Gedanken.
“Ähm, wenn ich einen Drachen herbringe, kannst du ihm dann auch etwas von den Pfefferkuchen geben?”
“Oh! Das ginge? Natürlich! Ich geb’ euch beiden alle meine Pfefferkuchen!”
Naroy springt den Yubo an um ihn zu umarmen.
“Vorsicht! Mein Hut! Mein Hut! Bleib hier und versuch nicht mir zu folgen. Du könntest ihm Angst machen.”
“Versprochen! Ich bewege mich kein Stück!”

Der Yubo rennt in Richtung Stall zu seinem Komplizen, dem Atysmasmektoub mit dem Geweih am Kopf angebracht.
“Touby, mein Freund. Du musst mir helfen! Als Dank werden wir beide eine Menge richtig gute Pfefferkuchen bekommen!”
“Hmm, ich habe Interesse. Was muss ich tun?”
“Ein kleiner Homin ist auf mich draufgefallen und er würde gerne Fyrak sehen. Natürlich ist es außer Frage das wir den Feuerbringer stören, aber: wenn du deine Hörner auf den Rücken bindest und einen Shookistamm auf den Schwanz und dann einer großes, schwarzes Tuch überwirfst dann bin ich mir ganz sicher daß du dank der Dunkelheit aussehen wirst wie ein echter Drache! Noch ein bißchen Feuerwerk aus dem Rüssel und die Sache ist perfekt!
Gesagt, getan. Touby hat sich in einen schwarzen Drachen verwandelt.
“Du siehst großartig aus! Auf zu dem kleinen Homin! Wenn du nah an ihn rankommst stell dich auf die Hinterbeine. Du wirst riesig wirken im Vergleich!”

Naroy erblickt den Yubo dem ein gigantischer, schwarzer Schatten folgt und seine Augen werden riesig vor Erstaunen.
“Oh, der ist ja riesig! Aber warum ist er schwarz? Ich dachte Fyrak ist so rot wie die Haare meiner Mutter.”
“Ja, ja sicher. Fyrak ist rot. Rot wie der Zorn, der alles zerstört. Wie das Feuer, das Unheil bringt. Nicht wie das Haar deiner Mutter. Dieser hier ist schwarz, denn er bringt die Süße der Träume und sternenübersähter Nächte. Schwarz wie dein Haar, du mutiger, wundervoller, kleiner Tryker. Er ist schwarz, damit man die vielen Farben des Feuerwerks besser sehen kann.”
Und Touby beginnt die Feuerwerkskörper abzuschiessen, in allen Farben und mit lautem Knall, so daß alle Kinder Pyrs davon aus den Betten gelockt werden und am Stall vor Freude tanzen, als sie Naroy und den Drachen erblicken.
BRAVO! BRAVO! LANG LEBE NAROY! LANG LEBE DER SCHWARZE DRACHE!
Im Triumpfzug, getragen von seinen Freunden kehrt Naroy nach Hause zurück.

Und wenn der kleine Tryker einmal erwachsen sein wird so wird er der Gründer der Wache des Schwarzen Drachen sein. Aber das ist eine andere Geschichte.
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