ROLLENSPIEL


Reports to the Academy / Bericht an die Akademie

Betreffend das sogenannte "Orakel von Min-Cho"

Bereits vor einiger Zeit kam auf einem Treffen der Kreise von Min -Cho die Sprache auf das sogenannte "Orakel von Min -Cho", welches gerüchteweise einigen Einheimischen bekannt sei. Doch keiner der Erleuchteten hatte diesen Homin, der vorgab, ein Hellseher zu sein, bisher getroffen, noch hatte der Weise Saison jemals vom "Orakel" gehört. Der Erleuchtete Rikutatis kündigte eine Untersuchung in der Sache an. Danach hat man nichts mehr von dieser Angelegenheit gehört.

Auf der jüngsten Versammlung der Kreise in Zora geschah es dann, dass dieses "Orakel" - eine Zorai - die Bühne betrat und eine Vorstellung gab, die sicherlich einen bleibenden Eindruck bei den anwesenden Zoraï hinterlassen hat und wahrscheinlich einige Gutgläubige bereits völlig überzeugte. Sie begann mit einer Demütigung der Kreise, welche sie als "Halbkreise" im besten Falle beschrieb, wobei keiner der Zorai - nicht einmal der Weise - ihr widersprach. Dann fuhr sie fort, die Zorai würden stetig im Kreis laufen oder aber schlummern, in jedem Fall jedoch nicht in der Lage sein, die Wahrheit zu sehen. Schließlich stellte sie drei Vorhersagen, in Rätsel verpackt, wie es in dieser Branche Tradition ist. Diese Prophezeiungen lauteten wie folgt:

1. Die Kinder des Goo werden den Zorai etwas sehr Geschätztes nehmen.

2. Ein verletztes mythologisches Ungeheuer wird in Raserei verfallen und Zerstörung in den Verdorrenden Landen anrichten.

3. Die Ahnen der Zorai werden sich erheben und gegen die derzeitige Theokratie marschieren.

Einige der Anwesenden begonnen sogleich mit den Mutmaßungen, wie diese Vorhersagen im Einzelnen gemeint sein könnten. Die meisten Fragen, die von Homins wie der Erleuchteten Zhoi gestellt wurden und die präzisere Antworten erfordert hätten, wurden erwartungsgemäß vom "Orakel" ignoriert. Auf die Frage des Unterzeichners, wer das sogenannte Orakel denn mit ihren besonderen Fähigkeiten versehen hätte, antwortete sie : "Mein Fähigkeiten kommen von jenem, was Ihr verwerft, was Ihr leugnet." Auf die Frage, warum - wenn sie ihr Geschenk denn von den Kami erhalten habe - der Große Weise Mabreka-Cho offensichtlich keine Ankündigung vom Kommen einer Zorai-Hellseherin erhalten habe, antwortete sie: "Die Wahrheit braucht keine Ankündigung. Sie kommt einfach. Es gibt keine Möglichkeiten. Es gibt nur die Vorbestimmung. "

Einige der Zoraï, die ihren Glauben durch die Idee einer Vorbestimmung als Erschütterung ihres Glaubens empfanden, da derartige Unausweichlichkeit die Gnade der freien Wahl obsolet macht, begannen daraufhin das "Orakel" zu hinterfragen. Dieses brachte seinen öffentlichen Auftritt jedoch mit einer beeindruckenden professionellen Gelassenheit zuende und verließ die Versammlung.

Wenn man selbst kein Hellseher ist, kann man nur vermuten, welchen bleibenden Eindruck dieses sogenannte Orakel bei den Zoraï hinterlassen hat und inwieweit sich dieser auf künftige Handlungen auswirkt. Bereits jetzt wurde eine höhere Sicherheit für Mabreka-Cho und eine Aufrüstung der dynastischen Wachen gefordert. Die Zerschlagung der des zoraischen Glaubens in die Philosophie des Kamismus ist oberflächlich von geringer Bedeutung für andere Länder, zumal für jene, die dem überlegenen Licht Jenas vertrauen. Doch wenn wir die Sache genauer durchdenken, ist die Bedeutung bedeutend größer. Die Schwächung der Position von Mabreka-Cho und seiner Kreise, die ein ziemlich offensichtliches Ergebnis sein muss, wenn die Zorai die Berufung des sogenannten Orakels durch die Kami für selbstverständlich nehmen, wird zweifellos Auswirkungen auf die guten diplomatischen Beziehungen haben, die wir mit der Theokratie pflegen und könnte fürderhin in der Lage sein, die Zorai zu spalten, wodurch kein Vakuum entstünde, sondern eine neue Macht, deren Absicht im Moment nebulös ist. Eine solche Macht könnte nicht nur Mabreka-Cho und seinen Anhängern feindlich gegenüberstehen. Obwohl die Prognosen derart gebogen werden können, dass der Schuh jedem passt, können wir nicht hoffen, dass die Zoraï, leicht von mythologischen "Wahrheiten" gefesselt, dies mit ebensolchem Pragmatismus sehen. Es kann kaum Zweifel daran geben, dass viele Leichtgläubige einem neuen Propheten folgen, welcher in der Lage ist, mit der richtigen Werbung seine Sache an sie zu verkaufen. Und ich will nur einige Beispiele dafür, wie einfach es wäre, die "Prognosen" zu handfesten Tatsachen machen, aufführen:

1. Mabreka -Cho oder einer der Weisen könnte sterben. Attentate mit Goo-Munition sind in der Vergangenheit geschehen, wobei Gouvernor Still Wyler als das berühmteste Opfer gelten muss. Die Marodeure haben in der Vergangenheit auch versucht, den Weisen Supplice zu ermorden, wie einige sich vielleicht erinnern. Vielleicht ist ein solcher Schritt nicht einmal nötig : Aus meiner Beobachtung des Weisen Supplice, der bereits früher einmal an einer Goo-Infektion laborierte, schien er jüngst unaufmerksam und geschwächt, kaum in der Lage, aufrecht zu stehen. Wenn die Krankheit wieder ausbricht oder ausgebrochen ist, dann könnte den Zorai durch mehr oder weniger natürliche Ursachen, hervorgerufen durch das Goo, "etwas Geschätztes" genommen werden.

2. Ein verwundetes mythologische Tier, in den Verdorrenden Landen randalierend - je nachdem, wie "mythologisch" verstanden werden muss (und die Zorai haben wahrscheinlich viel mehr Definitionen für "mythologisch" als die Sprache der Matis in Worte fassen kann), könnte dies jede mächtige Bestie des Dschungels sein. Man muß es nur mit einer Waffe verletzen, und es wird toben. Es sei denn, es ist ein sehr sensibles Tier, welches bereits in Raserei verfällt, wenn man es beleidigt.

3. Viele Wissenschaftler glauben,das die wahren Ahnen der Zorai die Gibbai sind. Nun , einige von uns werden sich daran erinnern, dass die Gibbai in der Vergangenheit schon einmal aufgestachelt worden sind und die Verdorrenden Lande angriffen. Ich sage nicht, dass es leicht ist, sie aufzustacheln, aber ich zweifle nicht daran, dass es möglich ist, wenn diejenigen, die es versuchen, böswillig und raffiniert genug sind.

Wie man sieht, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die Wahrhaftigkeit dieser " Prophezeiungen" zu erzwingen, und daraus Waffen zu schmieden, die nicht nur für die Theokratie gefährlich sind, sondern auf lange Sicht auch für uns. Dieses seltsame Treiben muss genau beobachtet, die Absichten dahinter sorgsam studiert, und wenn die Vorhersagen eintreffen, ihre Wahrheit mit einer großen Prise Salz genommen werden.

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Salazar Caradini
Filira Matia
Royal Historian
Member of the Royal Academy of Yrkanis
First Seraph of the Order of the Argo Navis
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