ROLEPLAY


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#1 [de] 

Daomei denkt zurück an die Sitzung des Akenak vor zwei Tagen. Sie hätte die öffentliche Sitzung beinahe verpasst, da sie erst kurz zuvor von der Auslieferung der Versorgungsgüter an das Beobachtungslager in der Sengenden Schlucht zurückgekehrt war und unterwegs gesammelte Rohstoffe auf ihre ächzenden Packmektoubs geladen hatte. Eine Freundin hatte sie an die Sitzung erinnert, und mit der Hacke in der Hand erschien sie eilig und etwas unziemlich zur Sitzung und platzierte sich möglichst unauffällig in der hinteren Mitte.

Als Besonderheit dieser Sitzung war Prinz Lykos anwesend. Gerüchte raunen von der Krankheit des Imperators Dexton und davon, dass der Prinz bereits alle Herrschaftsgeschäfte führt, wie er es nach Abdankung oder Ableben des Imperators ohnehin tun würde. Ein Grund mehr, sich den künftigen Lenker der Geschicke der Völker der Wüste genauer anzuschauen.

Prinz Lykos ist eine durchaus sympathische Erscheinung, Er ist geradeheraus, nicht im geringsten eingebildet oder arrogant, er spricht die Sprache des Fyrosvolkes und versteht es, Menschen für sich einzunehmen. Bei allen Bedenken gegen erbliche Machtübergabe hat er gewiss das Potenzial, ein fähiger Führer seines Volkes und ein würdiger Nachfolger seines grossen Vaters zu werden.

Aber Sorgen bleiben. Der Prinz ist nicht weniger erregbar und unbeherrscht als jeder Ernter in den Kneipen des Bergarbeiterviertels, in denen Daomei auch gerne mal einen über den Durst trinkt und dann nicht weniger gewalttätige Sprüche von sich gibt als ihre Fyros-Trinkkumpanen (nicht umsonst wurde ihr schon während ihrer Kindheit in den Ruinen von Silan nachgesagt, sie - obwohl Trykerin - passe eher in die Wüste als ins Seenland).

Doch ein Führer seines Volkes hat andere Pflichten als eine einfache Ernterin und Kämpferin. Es war daher beunruhigend, dass der Prinz, als er von der unangenehmen Affäre der Festnahme des Gelehrten erfuhr, nicht beherrschter reagierte als ein provozierter Varinx. Drohungen, mit Truppen ins Herz der Grünen Anhöhen vorzustossen, mögen nach dem fünften Shookiknospenschnaps in der Kneipe entschuldbar sein. Jedem, auch nicht adlig Geborenen, sollte aber klar sein, dass ein Einmarsch imperialer Truppen selbst in die Versteckte Quelle einer Kriegserklärung gleichkäme, und die Truppen des Waldes darauf nicht anders reagieren würden als auf einen Einfall der Kitins. Würde irgendein Fyros es dulden, wenn Matistruppen wegen Streitigkeiten mit den Gesetzlosen in den Canyon einrückten?

Nicht weniger unerwachsen reagierte der Prinz auf den Appell der Abgesandten Zhoi, sich öffentlich mit dem Prinzen Stevano von Matis auszusöhnen, um den Inititiatoren der Terrorakte die Sympathie von Anhängern des Prinzen zu entziehen. Wie ein trotziger Junge wiederholte er mehrnals "Prinz Stevano interessiert mich nicht".

Niemanden interessieren die persönlichen Gefühle der Herrscher. Diese haben die Verantwortung für ihre Völker, und auf Grund der Bedeutung der beiden Mächte für alle Homins auf Atys. Wir alle müssen persönliche Gefühle zurückstellen, wenn es um Fragen des Überlebens geht. Und hier geht es um das Überleben aller Homins auf Atys.

Schon einmal hat die Uneinigkeit der Homins zu einer furchtbaren Niederlage beigetragen. Als der Grosse Schwarm über uns herfiel, waren die Homins dabei, sich fröhlich gegenseitig abzuschlachten und zu versklaven. Ohne diese perversen Verbrechen der Homins gegeneinander hätte der Feind es wesentlich schwerer gehabt.

Derzeit erleben wir neue Angriffe der Schaben auf drei der vier Völker. Kitins bohren sich Löcher in die Rinde in Zorai, dem Seenland und Matis, Die Wüste war bisher ausgenommen,vermutlich durch geographische Zufälle. Aber nur durch das Wirken der Homins aller Völker konnten die Angriffe gestoppt werden. Ein Krieg der Homin-;Nationen würde dieses Wirken erschweren, wenn nicht unmöglich machen, und die Kitins hätten freie Bahn. Und auch die Marodeure, die alten Erzfeinde der vier Völker, rühren sich, mit den Verbrechern Muang und Pei an der Spitze.

In dieser Situation muss Vernunft die Oberhand behalten, nicht Leidenschaft und Zorn, und noch weniger Eitelkeit und Prahlerei. Sicher muss Matis den Frieden der vier Völker wahren und den Gelehrten befreien und in Ehren dahin geleiten, wo er mag. Aber auch die Fyros müssen ihre Gefühle zügeln.

Last edited by Daomei (1 decade ago)

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Daomei die Streunerin - religionsneutral, zivilisationsneutral, gildenneutral
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