ROLEPLAY


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#1 [de] 

 

Die Erinnerung an die letzte Kreissitzung heftete sich seit Tagen wie ein böser Geist, der sich nicht abschütteln lässt, an Nyenors Gedanken. Mit allem hatte sie gerechnet, doch diese Entscheidung… Wut, Trauer, undendlicher Schmerz… Doch es musste sein…Auch sie müsse sich mit ihrem Schicksal abfinden. Aber dennoch…

Es ist noch gar nicht so lange her, da war sie noch voller Hoffnung. Jetzt fiel es ihr schwer, sich die nahende Bedrohung vor Augen zu halten, auch die Erkenntnis, was der Hominheit bevorstehen würde, ginge man nicht diesen Weg. Bilder aus glücklicheren Tagen schlängelten sich ins Jetzt und füllten das ohnehin düstere Bild mit noch mehr Schmerz. Sie dachte an ihre Freunde, denen es ähnlich ging, an die vielen bedrückenden Gespräche der letzten Tage – sie war nicht die einzige, für die dieser Schritt schwer und deren Herz betrübt war und das bereitete ihr auf seltsame Weise ein wenig Trost.

Wollte sie das wirklich? Konnte sie alles zurück lassen? Alles was sie je geliebt, bestaunt und geschätzt hatte? Es gab so vieles an dem ihr Herz hing, so vieles, was sie mit Atys und den hier lebenden Homins verband. Musste sie tatsächlich alles aufgeben? Sie besaß nicht viel, wenig war es allerdings auch nicht und auf viele Dinge konnte sie sogar verzichten. Dennoch schmerzte der Gedanke an den Verlust besonderer Kleinigkeiten, die sie so liebgewonnen hatte. Erinnerungen vergangener Tage zogen wie Nebelschwaden vor ihr auf, Erinnerungen an glücklichere Zeiten, an Reisen durch die Länder, an Siege über die Widersacher der Völkergemeinschaft - aber auch an die kleinen Freuden des Alltags. Erfüllt war das Leben auf Atys bis zum Tage als… Wieder zwang sich das Bild der Düsternis vor die Bilder schöner Erinnerungen und die beklemmende Frage kroch wie ein zäher Moloch in ihr Bewusstsein, lies sich nicht beiseiteschieben, lähmte sie: Warum?

Nichts wird mehr sein, wie es einst war. Blicke nicht zurück…Lass alles zurück…
Ihr Notizbuch, ihre Aufzeichnungen, ihre Bilder… Nein! Nicht alles wird sie zurücklassen können. Es gibt Dinge, die lässt man nicht zurück, man bewahrt sie, hält sie fest und hütet sie wie einen Schatz. Wenn einmal der neue Pfad beschritten ist, das wusste sie, führt kein Weg mehr zurück. Erinnerungen bleiben, so man will, doch manches mal ist es auch besser alles zu vergessen. Alles? Und erneut griff die Klaue des Zweifelns nach ihren Gedanken, um sich in diesen festzukrallen.

Nur langsam schritt die Nacht fort. Das trübe Kerzenlicht lies Schatten über die Wände huschen, die ihren Blick gefangen hielten. Gedankenverloren folgte sie den Bewegungen, klammerte sich an diese. Nach und nach fingen die Schatten zu tanzen an im flackernden Licht, bewegten sich auf sie zu und wichen wieder zurück, dann formten sie Bilder vor ihrem geistigen Auge. Bilder einer Zukunft, Bilder von einem neuen Atys. Schemen - zukunftsweisend, beruhigend, tröstend.

Das Kerzenlicht erlosch und mit ihm die Schatten. Lange lag sie noch wach in dieser Nacht, blickte mit gemischten Gefühlen ins Dunkel. Ein Funken Hoffnung keimte in ihr auf, eingewoben in ein wirres Netzt aus Zuversicht und Ungewissheit. Schau nach vorne…

Ein Gebet des Dankes an Jena flüsternd in die beklemmende Stille der Nacht, für all das, was ihr eine Zukunft ermöglichen wird, lies sie endlich einschlafen.

 

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Nyenor Aurea Di Avarron
Herenae Auxilium
Filira Matia

#2 [de] 

Die Bilder aus Schatten kehrten vorerst nicht zurück, doch es war unverkennbar, was diese ihr hatten sagen wollen. So fasste auch sie sich ein Herz und begann Pläne zu schmieden. Pläne für einen Neubeginn in einer weiten, noch ungewissen Zukunft.  Sie würde es mit Jenas Hilfe schaffen, dessen war sie sich sicher, darauf vertraute sie.

Sie saß in der kleinen Bar in Avendale - vielleicht ein letztes mal - und ließ ihre Gedanken schweifen. Gerne verbrachte sie ihre Zeit in dieser vergessenen Taverne, in die sich eher selten ein Homin verirrte. Eigentlich ist sie hier noch nie jemandem begegnet - seltsam. Hier war einer der wenigen Orte, an den sie sich zurückzog, um inneren Frieden zu finden. Sie genoss die  Atmosphäre der Leichtigkeit und beschaulichen Ruhe, dazu die Abgeschiedenheit der kleinen Bucht. Ein zufriedenes Lächeln huschte über ihr ernstes Gesicht. Ziellos wanderte ihr Blick über das vor ihr liegende Seenland, streifte den Spiegel des Wassers, folgte dem Flug eines Ybers nach Süd-Westen, fixierte unwillkürlich diese Richtung: das Schwarzmoor!

Sie konnte ihre Nähe regelrecht spüren. Ein beklemmendes Gefühl stieg in ihr auf und legte sich wie eine Schlinge um ihren Hals, die sich immer enger werdend zuzog.  Wann? Niemand konnte es voraussagen, obgleich vielen bewusst war, dass die Kitins jederzeit angreifen können – blitzartig, erbarmungslos, alles vernichtend. Der große Schwarm.

Manche Homins hielten ihn für ein Gerücht, indes andere eher den Warnungen mancher Gelehrter vertrauten. Wie dem auch sei, alle müssen wachsamen Auges sein. Sie lauert, belauert uns, eine grausame Übermacht, wartend auf den Augenblick, da wir unvorsichtig sind. Ihr Puls raste, kalte Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn.

Hastig, beinahe ungeduldig, blätterte sie in ihrem Notizbuch bis sie die Stelle fand, nach der sie suchte. Sie schloss die Augen und atmete tief ein. Wir sollen Ruhe bewahren, gleichwohl auf das Schlimmste gefasst sein und uns darauf vorbereiten, dass es zu einem unausweichlichen Kampf kommen könnte. Ruhe bewahren... Mit bitterem Lächeln wanderte ihr Blick wieder Richtung Moor. Die fortwährende Bedrohung vor Augen ließ sie eher wie auf glühenden Holzscheiten sitzen, als Ruhe zu bewahren. Vielleicht macht es doch einen Sinn, gerade jetzt den vielen Vergnügungen und Späßen nachzugehen, aber wozu? Eins ist gewiss: dem Angriff eines großen Schwarms werden die Homins nicht standhalten, allenfalls können sie versuchen, die bestialischen Kreaturen solange zu zügeln, bis alle schwächeren gerettet sind - für viele der Kämpfer hieße dies hingegen… Sie schluckte sichtbar. Draußen wurde es dunkel.

Ruhe bewahren… Sie bestellte noch einen halben Krug Wein, setzte sich auf den Steg und betrachtete den nächtlichen Himmel. Die Sterne bedeckten die kühle, friedvolle Nacht, wie ein zarter Vorhang. Ruhe bewahren...  Eine Sternschnuppe zog ostwärts ihre kurze Bahn, einem fernen Morgen entgegen.

 

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Nyenor Aurea Di Avarron
Herenae Auxilium
Filira Matia

#3 [de] 

 

Dunkelheit lag über Atys. Die Gewissheit erneut ein Flüchtling zu sein, alles opfern zu müssen was man besaß und errungen hatte, lastete schwer auf den Gemütern der Homins. Viele wurden empfindlich in ihrer Verzweiflung, angespannt und gereizt. Wenige trugen ihr Schicksal mit Fassung, aber auch sie trauerten – leise und still im Verborgenen.

Und es wundert Nyenor nicht, dass in diesen düsteren Zeiten die Defätisten aus ihren modrigen Löchern krochen, Mächte verhöhnend den Untergang der Welt prophezeiten und die Homins aufriefen, ihren Göttern zu zürnen oder diesen gar abzuschwören. Spott ernteten diejenigen, die die Reden der selbsternannten Deuter anzweifelten, denn Widerspruch duldeten sie nicht und schmähten solchen als ahnungsloses Geschwätz. Oft ergab dann ein Wort das andere. Ein verbales Geplänkel begann, um Besserwisserei und Rechthaberei. Beschuldigungen und Anfeindungen folgten, aus denen Niedertracht, Missgunst und Neid erwuchsen. Manch einer machte es sich mit Häme zur Passion, die bereits angespannte Stimmung mit Zwietracht säenden Worten weiter zu vergiften. Und so schlich sich Dunkelheit auch in so manches Herz und trübte von dort den Blick für das Wesentliche. Abgeneigt verzog sie das Gesicht: in dieser finsteren Zeit sollten sich die Homins besser Mut zusprechen, anstatt sich gegenseitig zu begeifern.

Sie hatte kein Verständnis für einfältige Dispute, daher mied sie soweit es ging die belebten Plätze, an denen oft sinnwidrig gezankt wurde. Abseits von all dem, dachte sie über das Unabwendbare nach, das schon bald bevorstand. Noch verhielten sich die Kitins ruhig – bedenklich ruhig – die Ruhe vor dem Sturm… Alle Anzeichen sprachen inzwischen dafür, dass es binnen Kürze zur gefürchteten Kitininvasion kommen wird. Die Evakuierung hingegen bedurfte zum Verdruss aller mehr Zeit, als zunächst gedacht war - aber die Zeit drängte mehr denn je. Bald werden sie vor den Toren der Städte stehen und alles vernichten. Bald. Sie werden kommen.

Ihre Gedanken kreisten. Flucht… Neubeginn… Wohin wird man uns bringen und werden wir in Zukunft sicher sein?... Die Ungewissheit brannte in ihr wie ein loderndes Feuer, dessen züngelnde Flammen sich immer wieder in ihre Gedanken schlugen, als wollten sie ihre Hoffnung zunichtemachen. Sie lag auf ihrem Bett und starrte ins Leere, wartend auf den erlösenden Schlaf. Schattenbilder… Wie sehr wünschte sie sich diese zurück, versuchte diese heraufzubeschwören, damit sie ihr erneut Trost spenden, ihr Hoffnung machen, ihr noch einmal zuflüstern „Alles wird gut!“

Im Morgengrauen machte sie sich auf in die grünen Anhöhen zu jenem geheimnisvollen Ort, den ihr ein Freund vor langer Zeit zeigte. Hier erhoffte sie sich die Ruhe, nach der sie sich sehnte, aus der sie Kraft schöpfte. Sie atmete die kühle Luft und den Duft der taubedeckten Blumen ein, strich sanft mit den Fingern über samtiges Moos, erfasste die Schönheit des klaren Morgens. Das Rauschen des Windes in den Blättern der Bäume, das sie einst als lieblich empfand, drang wie aus weiter Ferne an ihr Ohr, eine leise Melodie singend, eine Melodie aus Trauer und Schmerz.

 

 

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Nyenor Aurea Di Avarron
Herenae Auxilium
Filira Matia

#4 [de] 

Bis zuletzt, bis auch sie endlich einsehen musste, dass jegliches Kämpfen sinnlos war, hatte sie versucht Yrkanis vor dem Einfall der Kitins zu verteidigen. Vergebens, aussichtslos, ohne Hoffnung. Sie musste fliehen. Seit Tagen war sie darauf vorbereitet und wirkte gefasst, blickte diesem Moment entgegen. Doch nun? Sie wollte es nicht wahr haben und hoffte vergeblich auf eine Wendung. War sie wirklich jemals darauf gefasst? Sie saß in Pyr am Brunnen und weinte, weinte zum ersten mal. Der Gedanke, dass alles verloren ist, die Städte zerstört und die Kitins die Herrschaft über Atys gewannen, bereitete ihr unendlichen Schmerz und ihr Herz krampfte sich dabei zusammen, so als würde eine eisige Hand es umklammern. Bittere Tränen flossen über ihr Gesicht, immer und immer wieder, wie eine nicht versiegende Quelle - Tränen der Verzweiflung, Tränen des Schmerzes, Tränen des Hasses. Alles ist verloren, die Homins sind verloren, es ist vorbei. Der Mut, den sie in den letzten Tagen aufbrachte, der ihr den Antrieb zur Hoffnung gab, verließ sie, ließ sie in ihrer Hilflosigkeit allein.

Niedergeschlagen lehnte sie sich zurück und versuchte die furchtbaren Gedanken zu verdrängen. Ein paar Izams flatterten unbekümmert von all der Düsternis über dem Brunnen. Die Sonne stand bereits tief und ihr Licht warf die Schatten der Flügelschläge auf den sandigen Boden - hüpfende, flatternde Schatten. Auf und ab, hin und her und wieder auf und ab. Zunächst nur verschwommen, dann aber immer klarer werdend, nahm sie das Spiel der Schatten wahr, beobachtete deren Reigen, während sie sich wieder und wieder die Tränen aus den Augen wischte. Allmählich wurde sie ruhiger, sah nur noch die flatternden Schatten, ließ sich dann endlich in diese fallen. Und plötzlich formten sie neue Bilder, schoben sie ihre Schmerz bereitenden Gedanken beiseite. Diesmal zeichneten sie erst Buchstaben, die sich aneinander reihten und Namen entstehen ließen - Namen ihrer Freunde, ihren eigenen Namen. Sie leben, sie lebt. Aus den Namen entstanden schließlich Bilder… Freundliche Gesichter lächelten ihr zu, Homins, die sie kannte, aber auch neue Gesichter waren darunter. Auch sie lächelte zufrieden. Die Dunkelheit über Atys war verflogen, die Städte wieder frei und aufgebaut. Eine Rotoa stand in voller Blüte, Homins feilschten mit den Händlern, ein Kinderlachen, ein Vogelnest, in dem soeben ein Küken aus seinem Ei geschlüpft war… Sie war wieder daheim.

Jemand rief laut ihren Namen und riss sie abrupt in die Wirklichkeit zurück. Es war soweit. Gefasst blickte sie in das ernste Gesicht eines Wächters. Die Homins sammelten sich zur Evakuierung, sammelten sich zur Rettung ihrer selbst. Sie prüfte noch einmal ihre Axt und ihre Magieverstärker, denn sie würde beides noch einmal brauchen. Dann stopfte sie das Notwendigste in ihren Rucksack und nickte dem Wächter zu. Ein letzter Weg durch die Gassen von Pyr – vorerst! Entschlossenheit zeichnete sich auf ihren Zügen. Ihr Blick fiel noch einmal auf die tanzenden Schatten, denen sie leise dankte. Die Homins werden zurückkommen, sie wird zurückkommen. Wir holen das zurück, was unser ist und was wir sind – Atys!

 

 

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Nyenor Aurea Di Avarron
Herenae Auxilium
Filira Matia

#5 [de] 

Einfach mal Toll Geschrieben Liebe Nyenor☻

Echt Supi :)

Biba auf dem neuen Server :)

Lg Rasaya

#6 [de] 

wirklich gut geschrieben
kann nur sagen das ist es mal Wert gewesen zum Lesen

Und Kopf hoch Atys wird wieder lebenswert werden vielleicht nicht mehr so wie wir es kannten aber sicher wieder ein Ort zum Wohlfühlen
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