ROLEPLAY


Die hominitäre Wasserlieferung der Tryker

Nachdenklich knetete Salazar seine Unterlippe, während er aufmerksam den ihm zugestellten Bericht über die geheime hominitäre Wasserlieferung der Tryker las. 'Faszinierend,' dachte er bei sich, 'dass offensichtlich die Fyros es nicht für nötig gehalten haben, der Karavane wenigstens ein paar Wachen abzustellen - oder aber ihre eigenen ... kostbaren Gliedmaßen ins Seenland zu bewegen, um dazu beizutragen, dass Bewohner ihrer pathetischen Einöde nicht dürsten müssen. Die Tatsache, dass lediglich ein ehemaliger Akenak mitgeritten ist, kann durchaus als Ausdruck typischer fyrotischer Diplomatie verstanden werden - kurz gesagt, als etwas, dass man zur späteren Benutzung beiseitegelegt und dann nicht mehr wiedergefunden hat. Ein bißchen wie bei einem kleinen Kind: 'Ich verdurste jetzt, dann wirst Du schon sehen, was Du davon hast!'

Er griff nach seinem Becher, in dem ein feiner Tee aus den Gewächshäusern der Akademie ein nuanciertes, subtiles Aroma entfaltete, atmete dessen Duft ein, nippte und wandte sich dann Menthys zu.

"Fyros sind Fyros. Dass der Akenak diese humanitäre Karavane mit Ignoranz gestraft hat, sagt weniger über das politische Verhältnis zwischen den Fyros und den Trykern aus, sondern nur darüber, wie die treibenden Kräfte des Akenak selbst dieses Verhältnis werten und wie viel ihm daran liegt, dies zu ändern. Entweder das ... oder aber der Akenak hat nicht nur ein gestörtes Verhältnis zum Imperialen Hauptquartier, sondern verzichtet auch darauf, die Depeschen und Protokolle der anderen Völker zu lesen. In jedem Fall ein interessantes Lehrstück in Politik, der individuellen Bewertung von Hominismus und dem Respekt zwischen den Nationen."

Menthys blickte Salazar etwas verwirrt an. "Aber, Herr, sagtet Ihr mir nicht einmal, dass man die Protokolle der anderen Länder ignorieren sollte?"

Die Augenbrauen des Adligen zuckten kurz.

"Dass, mein lieben Menthys, ist ein fulminanter Irrtum. Ich habe darauf hingewiesen, dass sie einer besonderen Bewertung bedürfen. Ein Protokoll ist in erster Linie eine Niederschrift, üblicherweise nicht besonders detailliert und natürlich eigentlich bar jeglicher Interna, die geheim gehalten werden sollen".

Ein knappes Schmunzeln erhellte sein schmales Gesicht.

"Es ersetzt jedoch nicht die offiziellen Wege, es ersetzt keine Einladungen, keine Aufforderungen, keine persönlichen Kontakte, keine diplomatischen Kanäle. Man kann ignorieren, was darin steht - aber man muß wissen, was darin steht. Und wenn etwas über Matia darin zu finden ist, dann werde ich Notiz davon nehmen, und je nach Erfordernis handeln oder nicht. Und wenn Matia nicht darin vorkommt, dann werde ich genauso verfahren - wie in diesem Fall, bei dem ich die Absicht zur Kenntnis genommen habe, bewertete, welches politische Gewicht diese oder jene Reaktion unsererseits zur Folge hätte und eine Entscheidung getroffen, die - wie ich hoffe - einerseits unsere Symphatie gegenüber dem Vorgang an sich zum Ausdruck gebracht hat, aber andererseits keine irrige Bewertung durch Dritte in einem grundsätzlich politischen Vorgang zuließ, der unser Volk und unser Reich nicht direkt betrifft."

"Ich kann nicht in Köpfe schauen - ich weiß nicht, was die Taliari denken oder der Akenak oder Boen Eunix - aber ich glaube, dass unser Vorgehen richtig gewesen ist in einer Sache, die uns offiziell nicht mitgeteilt wurde, die uns also nichts angeht, und dass wir das Grundsätzliche, was wir zum Ausdruck bringen wollten, auch zum Ausdruck gebracht haben, mit der entsprechenden Bewertung von allen Seiten. Das, mein lieber Menthys, ist nämlich Politik; plötzlich steht jede Deiner Handlungen und Schritte auf einem Prüfstand und wird beurteilt, wie bei dem Wettbewerb um den Titel des Mr. Atys - nur ohne Preisverleihung. Der Lohn des Diplomaten ist zuerst das Wohl und Ansehen seines Landes. In unserem speziellen Fall kommt natürlich noch der Lohn hinzu, den jeder treue Karavanier erhält, wenn seine Stunde gekommen ist und er in das Licht eingeht und eins wird mit Jena."

Salazar schlürfte genüßlich an seinem Tee.

"Und jetzt los mit Dir, in die Akademie. Frag nach, wie weit die Vorbereitungen sind. Wir haben eine wissenschaftliche Exkursion zu präparieren, und ich möchte dort keine ungewollten Zwischenfälle oder Versäumnisse erleben!"

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Salazar Caradini
Filira Matia
Royal Historian
Member of the Royal Academy of Yrkanis
First Seraph of the Order of the Argo Navis
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