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Kitinforschungen - Suche nach Dokumenten über die Kitins

Salazar klopfte den Staub von seiner Kleidung und seufzte, als er den Riß in seiner Robe erspähte. Er musste vorsichtiger sein und sollte die Jagd auf weiße Kitins auf eigene Faust vielleicht aufgeben.
Es dauerte zu lange und das Ergebnis war unbefriedigend, da Aasfresser meist die Kadaver ausgeweidet hatten, bevor er dazu kam, Proben zu nehmen. Und manchmal kamen die Kitins nahe genug an ihn heran, um seine Kleidung zu zerfetzen. Er hatte nur zwei Rüstungen übrig, von der die andere, repäsentative die Farben seines Ordens trug. Widerwillig hatte er sich mit dem Vorhandenen arrangiert und trug dort grün, wo er braun präferierte. Ein gänzlich makelloses Erscheinungsbild konnte er sich freilich nicht mehr leisten, seit das Vermögen des Ordens, wie auch sein eigenes, im Zweiten Schwarm verloren gegangen war. 'Menthys wird dies wieder einmal nähen müssen', dachte er. 'Hoffen wir, das Ganze hält noch ein paar Jahre.'

Vorsichtig legte er die Botanisiertrommel neben dem Schreibtisch ab, den er seit dem Treffen der Adeligen und Matisbürger an der Bravichi-Rotoa in der Bibliothek okkupiert hatte, und setzte sich. Bücher, Handschriften, Pergamente waren scheinbar ohne jede Ordnung über den ganzen Tisch verteilt. Für ihn, in seinem Kopf, da gab es aber eine Ordnung. Er wusste genau, von wo in der Bibliothek der Akademie er sie für das Studium entnommen hatte. Gleichzeitig fühlte er sich, als habe er bereits mehr von all dem durchgesehen, als selbst die größte Bibliothek der Welt halten könnte, und gleichzeitig war er sich bewußt, dass es noch sehr viel mehr zu studieren gab, und auch, dass nicht alle Dokumente so einfach einzusehen waren. Manche befanden sich in der Obkut der Leiter der wissenschaftlichen Sektionen, des Hauptbibliothekars und des Akademieleiters. Doch er war entschlossen, etwas Nützliches zum lohnenden Projekt von Filira Erminantius beizutragen, und seit er die Adelskammer verlassen und sich von der Politik verabschiedet hatte, besaß er ausreichend Zeit, sich dieser Sache zu widmen. Aber nicht jedes Mitglied der Akademie hatte seinen Schritt nachvollziehen können und seine Nachforschungen unterstützt. Einige hielten ihn für undankbar, illoyal gegenüber dem Karan und Schlimmeres, während er davon überzeugt war, dass sein Schritt Schaden am des Ansehens des Hofes verhinderte und er gleichzeitig einen kläglichen Rest seiner Würde bewahren konnte. Einige ignorierten ihn einfach, und andere zeigten ihm gegenüber offenen Haß. So überließ er einige Bereiche der Bibliothek Filirae Aylia zur Nachforschung, die - obgleich nicht ein Akademie-Mitglied - als Mitglied des Hofstaates der Königin doch allgemein geachtet war.

Menthys brachte ihn immer noch Nachrichten aus ganz Atys, und so hatte er erfahren, dass dieser Kerl, Icus, den Akenak verlassen hatte. Das verwunderte ihn nicht, noch erleichterte es ihn. Die Fyros waren berühmt für ihr irrationales, närrisches Verhalten, und die Suche nach Dexton war eine Art von Torheit, die zu ihnen passte. Wenn der Sharümal gegen jede Wahrscheinlichkeit überlebt hatte - was würden die Folgen sein? Entweder war er verrückt geworden, dann wäre er eher eine Bedrohung für das Imperium als ein Nutzen. Under er wäre der unverzeihlichen Sünde schuldig, nicht bei seinem Volk gewesen zu sein, als es ihn am meisten brauchte - während des zweiten Schwarmes, des Exils und des Wiederaufbaus. In jedem Fall wurde Lykos in die Lage gebracht, sich seines Vaters entledigen zu müssen, denn ein Rücktritt vom Thon würde eine Schwäche zeigen, die er niemals würde wettmachen können. Entweder es käme im besten Fall zu Mord oder im schlimmsten zu Bürgerkrieg zwischen den Anhängern von Dexton und denen von Lykos. Freilich war es Salazar lieber, wenn die Fyros ihr eigenes Blut vergossen als das Blut der anderen Nationen, wenn Blutvergießen schon das Einzige war, was die allesverzehrende Flamme der Fyros am Brennen hielt.

Was ihm in der Tat Sorgen machte, war die Ankündigung der Erwachten Fey -Lin, die Kreise der Zorai zu verlassen. Es war nicht so, dass er ihr gegenüber eine besondere Emphatie empfand. Jedoch waren sie eine Zeitlang Verbündete bei der Suche nach Almatis Vermächtnis gewesen. Als er versucht hatte, die Experimente der Ranger in der Versteckten Quelle zu unterbinden, war er nicht nur für seine eigenen Überzeugungen eingetreten und dafür, was er als das Beste für das Königreich der Grünen Anhöhen empfand, sondern auch für seine unwahrscheinlichen Bündnispartner in den Verdorrenden Landen, in dem Bewußtsein, dass eine plötzliche Drehung der Wetterfahne die Zorai in eine unkomfortable Situation brachte und vielleicht sogar die Suche nach Almatis Erbe zum Erliegen käme. Er wusste, dass auch Zhoi die Möglichkeit einer botanischen Lösung praferierte, aber er wusste auch, dass manche sie als Querulantin sahen, während Fey-Lin in allen Ländern respektiert wurde. Er wußte freilich nicht, ob auch die Ranger ihr Respekt entgegenbrachten; sie hatten in jüngerer Zeit niemandem Respekt entgegengebracht als sich selbst, und er nahm an, dass dies sich in absehbarer Zeit eher steigern als verbessern würde.

'Ah, gut! Zurück an die Arbeit!' dachte Salazar. Er nahm sein eselsohriges Notizbuch, platzierte es auf der einzigen Tischfläche direkt vor ihm, die nicht mit Büchern und Pergamenten aller Art bedeckt war, und klappte es auf. Dann schnitt er vorsichtig die Feder zurecht, bevor er sie in die Tinte tauchte und zu schreiben begann.

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Salazar Caradini
Filira Matia
Royal Historian
Member of the Royal Academy of Yrkanis
First Seraph of the Order of the Argo Navis
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